Divertimento IV B-Dur aus KV 439b | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Amadeus Mozart

Divertimento IV B-Dur aus KV 439b

Divertimento Nr. 5 für drei Bassetthörner (zwei Klarinetten und Fagott oder drei Klarinetten), KV Anh. 229 (439 b)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4217

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Larghetto

3. Menuetto – Trio

4. Adagio

5. Allegretto

Erläuterungen

Divertimento IV aus KV 439b

Mozarts Liebe zu den Blasinstrumenten zeigt sich selbst auf einem Nebengleis seines -uvres wie den Bläserstücken KV 439b.
Es handelt sich dabei um eine Sammlung von 25 Einzelstücken für drei tiefe Klarinetten in F, sogenannte „Bassetthörner“, die Mozarts Freund Anton Stadler im Trio mit seinem Bruder und einem weiteren Wiener Klarinettisten spielte. Das Bassetthorn, um 1770 in Augsburg erfunden, war ein Modeinstrument der Klassik. Mozart verwendete es in großen Werken (Gran Partita, Entführung aus dem Serail, La Clemenza di Tito, Requiem), aber auch in intimer Kammermusik zum Hausgebrauch für seinen Freund Stadler.

Wegen der Seltenheit des Instruments fanden diese Triostücke schon Anfang des 19. Jahrhunderts kaum noch Interpreten. Deshalb bearbeiteten sie die Verleger für andere Besetzungen. Auch in der heutigen Aufführungspraxis werden sie meist mit zwei Klarinetten und Fagott oder Oboe, Klarinette und Fagott gespielt. Die Herausgeber verteilten die 25 Stücke auf fünf Divertimenti, deren jedes die traditionellen fünf Sätze umfasst: Allegro, erstes Menuett, Adagio, zweites Menuett und Rondo. Man kennt die gleiche Musik auch in Klavierbearbeitungen unter dem (nicht Mozartischen) Namen „Wiener Sonatinen“.
Der Charme der fünf Divertimenti liegt in ihrer kompakten Form und in ihrem lichten, sozusagen schwerelosen Satz begründet. Man hat es mit Wiener Klassik en miniature zu tun: Die gesamte Rhetorik der großen Sinfonien und Klavierkonzerte Mozarts ist in nuce vorhanden, doch verkleinert auf die Perspektive eines Guckkastens.

Gleich das erste Allegro unseres Divertimento IV erinnert an den Anfang bekannter Sinfoniesätze und eröffnet doch ein viel kompakteres Stück, sozusagen Mozarts „Kleinste Nachtmusik“. Wenige Striche mit dem musikalischen Zeichenstift genügten ihm, um die gleiche erwartungsvolle Spannung wie zu Beginn einer Sinfonie zu erzeugen. Die übrigen Sätze halten dieses Niveau. Im Larghetto singt die Oboe wie Belmonte in der Entführung, das Adagio ist eine knappe, feierliche Prozessionsmusik. Die beiden Sätze umklammern ein Menuett, das sich aus einem einzigen Motiv mit kurzem Vorschlag speist, während das Trio ein scharf profiliertes Thema im Wechsel zwischen piano und forte beleuchtet. Das Rondothema hätte ein weniger großer Komponist für eine viel größere Sinfonie aufgespart. Mozart machte daraus ein Capriccio von haydneskem Witz, in dem sich kunstvolle Stimmführung, motivische Pointe und harmonische Überraschung die Waage halten