Sinfonie Es-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Anton Fils

Sinfonie Es-Dur

Sinfonie Es-Dur

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Erläuterung

ANTON FILS

„Im Mai 1754 fanden die beiden Violoncellisten Innocenz Danzi und Anton Fils eine Anstellung im kurpfälzischen Orchester.“ So schrieb Bärbel Pelker in einer ihrer grundlegenden Arbeiten zur Entwicklung der Mannheimer Hofkapelle unter Kurfürst Carl Theodor. Akribisch haben die Forscherinnen und Forscher in Schwetzingen die Entwicklung jenes legendären Orchesters beschrieben, dessen Ruhm im Begriff der „Mannheimer Schule“ bis heute nachlebt. In den 1750er Jahren waren die „Mannheimer“ auf dem besten Weg, zum ersten Klangkörper Europas aufzusteigen, vor allem dank ihrer effizienten Nachwuchsförderung. Neben den eigenen Kapellkollegen und deren Kindern wurden gezielt „Young Professionals“ aus allen Gegenden Deutschlands gefördert und angeworben wie etwa der Bayer Anton Fils. Er stammte aus Eichstätt, kam mit 21 Jahren als Cellist in die Mannheimer Hofkapelle und wirkte dort sechs Jahre lang unermüdlich. Mit 23 Jahren heiratete er eine Mannheimerin, zwei Jahre später kaufte sich das junge Paar ein Haus im Mannheimer Quadrat F4. Dann aber starb Fils völlig überraschend im März 1760, gerade erst 26 Jahre alt. Was er hinterließ, waren Sinfonien, Messen und Solokonzerte, die zum Besten gehören, was die „Mannheimer Schule“ hervorgebracht hat, auch wenn er seine musikalische Ausbildung am Eichstätter Hof erhalten hatte.

Die Es-Dur-Sinfonie unseres Programms ist schon 1966 durch eine LP-Einspielung auf dem englischen Westminster-Label bekannt geworden. Sogar im Kammerorchester-Klang der Sechziger Jahre, gespielt vom Wiener Rundfunk-Orchester unter Gabor Otvos, entfaltete das Werk seine geniale Klangaura: Im ersten Allegro dominieren die stürmischen Tremolo-wogen der Streicher, denen Flöten und Hörner die „Schaumkronen“ aufsetzen. Das kantable zweite Thema sorgt für ein kurzes Innehalten im „Sturm und Drang“ des ersten Teils. Zu Beginn des zweiten Teils lichtet sich plötzlich die Musik: Die Geigen dialogisieren in leisen Vierteln. Daraus entwickelt sich die dramatische Durchführung, die mit 50 Takten fast ein Drittel des Satzes einnimmt. Sie steckt voller plötzlicher Stimmungswechsel und düsterer Molleinbrüche – typische Elemente im sinfonischen Stil des Anton Fils.

Das Andante ist von besonderem Zauber: ein sanfter Pendelschlag der ersten Geigen über absteigenden Bässen und Liegeklängen der Mittelstimmen. Er kommt allmählich in Bewegung, so als ob ein sanfter Wind durch die Blätter einer pastoralen Szene striche. Wieder mischen sich die Flöten vollendet mit dem Streicherklang.

In der besagten Aufnahme von 1966 fehlte noch das Menuett, das Bärbel Pelker in ihrer Neu-Edition wieder in die Sinfonie eingefügt hat. In seinem rustikalen Thema scheint sich der Bayer in Anton Fils zu Wort zu melden, während das Trio sein sanftes Flötenduett über säuselnden Streicherklängen ist.

Das abschließende Presto zeigt, warum die Sinfonien von Anton Fils auch heute noch jedes Publikum mitreißen: Über dem „Beat“ der „Trommelbässe“ baut sich die Spannung langsam auf, bis sie sich in stürmischen Tremoli und Unisoni entlädt. Das spielerische zweite Thema gibt den Flöten und Geigen Gelegenheit zur galanten Konversation, bevor sich wieder der „Sturm und Drang“ des gesamten Orchesters breit macht.