Zwei Violinstücke, op. 6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Sergej Rachmaninow

Zwei Violinstücke, op. 6

Zwei Violinstücke, op. 6

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

1. Romance
2. Danse Hongroise

Erläuterung

SERGEJ RACHMANIINOW

Zwei Violinstücke, op. 6

Obwohl er in der Öffentlichkeit nie lächelte, war Sergej Rachmaninow, der Schöpfer berauschender Klaviermusik und berühmter Klavierkonzerte, nur scheinbar ein finsterer Charakter. Der Geiger Nathan Milstein blickte hinter die Fassade dieses Melancholikers, von dem er in seinen Erinnerungen ein liebevolles Bild gezeichnet hat: „Rachmaninow wirkte furchtbar ernst, ja geradezu finster. Er ließ sich auf seinem Klavierhocker nieder und starrte das Publikum unter seinen kräftigen Augenbrauen heraus an – wie ich noch erfahren sollte, war dies eine typische Manie von ihm. Trotz seines finsteren Aussehens aber war Rachmaninow ein heiterer Mensch. Das kann man auch aus seiner Musik heraushören. In ihr gibt es ungeheuer lyrische Momente, wenn, wie ich es ausdrücken würde, seine Seele singt. Und dann gibt es Stellen, die seinen Humor spüren lassen. Als Komponist lässt er seinen Gefühlen freien Lauf und gestaltet seine Werke beinahe instinktiv, ähnlich wie Schubert. Manchmal sind seine Kompositionen – auch hier gibt es eine Parallele zu Schubert – zu lang. Da seine Emotionen jedoch ernsthaft und tiefgehend sind, sehe ich ihm dies bereitwillig nach. Und ich tue es, obwohl sicher irgendein Musikprofessor strenge Einwände geltend machen würde. Manch¬mal scheint es, als seien seine Kompositionen allzu melodisch. Um die Schönheit dieses Überflusses an Melodien richtig würdigen zu können, muss man eine Affinität zu den russischen Volksliedern haben.“

Der Komponist der beiden Salonstücke für Violine und Klavier war freilich noch nicht der alte Rachmaninow, wie ihn Milstein beschrieb, die Respektsperson im amerikanischen Exil, sondern ein junger Absolvent des Petersburger Konservatoriums, der für Aufsehen sorgte. Bereits mit 18 Jahren hatte Rachmaninow das Klavierexamen am Petersburger Konservatorium glanzvoll hinter sich gebracht und auch seine Kompositionsprüfung absolvierte er derart makellos, dass man ihm für den Operneinakter Aleko nach Puschkin die Große Goldmedaille des Instituts verlieh, ein Prädikat, das so gut wie nie vergeben wurde. Auch sein erstes Klavierkonzert hatte Rachmaninoff damals schon geschrieben. Sein notorisches cis-Moll-Prélude für Klavier folgte im Herbst 1892. Die Zeitgenossen waren konsterniert vom Genie des jungen Komponisten. Tschaikowsky fand die Erstlingsoper Aleko so beeindruckend, dass er den jungen Mann großherzig förderte. Auch dessen zweite sinfonische Dichtung Der Felsen nach Lermontov lobte Tschaikowsky für ihre Farbigkeit. Im Dunstkreis dieser genialischen Frühwerke sind auch die beiden Violinstücke entstanden.