Interférences I pour Basson et Piano (1972) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Roger Boutry

Interférences I pour Basson et Piano (1972)

Interférences I pour Basson et Piano (1972) für Fagott und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Fagott
Klavier

Satzbezeichnung

Erläuterung

Boutrys Interferenzen

Der Pariser Komponist Roger Boutry konnte im Februar seinen 85. Geburtstag feiern. An Ehrungen hat es nicht gefehlt, lehrte er doch seit 1962 Harmonielehre am Pariser Conservatoire und leitete für fast 25 Jahre die Musique de la Garde Républicaine, eine französische Institution. Am Pult dieses berühmtesten Blasorchesters der „Grande Nation“ lernte er die Eigenheiten der Blasinstrumente so genau kennen, dass er ihnen etliche extrem wirkungsvolle Solokonzerte widmen konnte (Flötenkonzert, Konzert für Saxophonquartett und Orchester, Konzert für Trompete und Blasorchester etc.).

Auch im kammermusikalischen Bereich hat er viele Beiträge zum Bläserrepertoire geliefert. Seine „Interferenzen“ für Fagott und Klavier lassen vom bewegten Jahr 1972 kaum etwas spüren. Sie sind das zeitlose Musterbeispiel eines modernen Konzertstücks für Bläser und Klavier: immer hart an der Grenze zum Jazz dank der vielen „Blue notes“ und der Off-Beat-Rhythmen, die der Pianist den irrwitzigen Fiorituren des Fagottisten zugrunde legt, dabei aber ganz unverkrampft an die Tradition romantischer Virtuosenstücke anknüpfend. Eine wuchtige Einleitung des Pianisten bereitet den jazzigen Boden für den Fagottisten, der in seinem ersten Solo Gedanken an Schalmeien und Hirteneinsamkeit aufkommen lässt (eingedenk Puccinis Tosca und Wagners Tristan). Gleich darauf entwickelt sich ein verspieltes Tanzmotiv des Fagotts zu einer Art Modern Dance über dem Basso ostinato des Klaviers. Die wuchtige Jazz-Einleitung kehrt wieder und leitet zu einer freitonalen Scherzando-Episode über. In die acht Minuten dieses Stücks hat Boutry noch so manches Andere hineingepackt, was er bei seiner Lehrerin Nadia Boulanger in den Fünfziger Jahren aus der großen Tradition er ersten Jahrhunderthälfte aufgenommen hat: ein wenig Hindemith hier, ein wenig Strawinsky da, im Klavier versonnene Akkord-Trauben alla Debussy und zum Abschluss ein Feuerwerk an Klang.