Trois Duos concertants, op. 67 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Louis Spohr

Trois Duos concertants, op. 67

Duetto II D-Dur

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Allegro
Larghetto
Rondo vivace

Erläuterung

Der in Braunschweig geborene Louis Spohr zählt zu den heute fast vergessenen Meistern der musikalischen Romantik, die unverdient im Schatten eines Schumann oder Mendelssohn stehen. Eine Generation vor diesen Beiden geboren, hat er schon im Wien Beethovens der Romantik den Weg bereitet – mit Werken wie seinem berühmten Nonett (1813) oder seiner Oper Faust.

Heute lebt die Erinnerung an den fast zwei Meter großen, hühnenhaften Norddeutschen hauptsächlich in der Geschichte des Geigenspiels fort, gilt er doch als der neben Paganini bedeutendste Geiger in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der zu bizarrrer Brillanz neigende Italiener nannte seinen deutschen Kollegen respektvoll den „vorzüglichsten Sänger“ auf der Violine. Die Zeitgenossen erkannten in ihm respektvoll Paganinis einzigen wahren Konkurrenten, was auch Spohrs Violinwerke eindrucksvoll belegen.

In seiner überaus lesenswerten Autobiographie hat Spohr zahlreiche Rezensionen zitiert, die im Laufe der Jahre über ihn erschienen sind, so auch das folgende Urteil eines Wiener Kritikers: „Spohr ist unstreitig im Angenehmen und Zarten die Nachtigall unter allen jetzt lebenden, wenigstens uns bekannten Violinspielern. Es ist kaum möglich, ein Adagio mit mehr Zartheit und doch so deutlich, verbunden mit dem glänzendsten Geschmacke vorzutragen; dabei überwindet er im geschwinden Zeitmaße sehr schwere Passagen und die größtmögliche Spannung mit einer unglaublichen Leichtigkeit, wozu ihm freilich die Größe seiner Hand wohl zu statten kommt.“

Die beschriebenen Qualitäten finden sich auch in Spohrs Duetto in D-Dur, dem zweiten seiner drei Duos Opus 67. Das erste Allegro beginnt mit einem Mozartischen Thema, chromatisch absteigend im punktierten Rhythmus, also denkbar anspruchsvoll. Bald freilich verdrängen virtuose Passagen die thematische Arbeit, ebenso im zweiten Thema, dessen schlichte, opernhafte Melodie von Laufwerk überwuchert wird. Dennoch weist der Satz die klassische Sonatenform mit anspruchsvoller Durchführung und Reprise auf.

Seiner besonderen Vorliebe für zarte Adagios hat Spohr im Mittelsatz des Duos gehuldigt, einem Larghetto in B-Dur, das den schwingenden Rhythmus der Siciliana in eine wunderbar opernhafte Kantilene verwandelt. Auch wenn am Ende die Melodie morendo („ersterbend“) verklingt, spürt man die Nähe Spohrs zur Oper, wo er Jahre lang als Kapellmeister wirkte.

Das Finale frönt den Marschrhythmen, die im 19. Jahrhundert so beliebt waren: Aus einem Rondothema in punktierten Rhythmen gehen verschiedene Episoden hervor, mal weich singend, mal scherzhaft auftrumpfend. Der kühle Norddeutsche Spohr konnte auch lustig sein.