Yizkor (in memoriam) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ödön Pártos

Yizkor (in memoriam)

Yizkor (in memoriam) für Viola und Orchester

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Viola
Orchester

oder:

Viola
Klavier

manchmal auch:

Cello
Klavier

Satzbezeichnung

Erläuterung

„Wenn von israelischer Musik die Rede ist, denkt man unwillkürlich an junge Pioniere, die rund um ein Lagerfeuer sitzen und Hava Nagila singen oder eine Hora tanzen, oder an eine Klezmer Band, die mit einer mediterranen Mollintonation Variationen über jüdische Musik aus Osteuropa spielen. In Wirklichkeit gibt es auch eine Konzertmusik von ausgeprägt israelischem Charakter, die unglücklicherweise bis heute wenig bekannt ist.“ So begann Edward Eisen einen kurzen Essay über die israelische Musik und ihre wesentlichen Komponisten. Die Musikgeschichte des Staates Israel gliederte er in drei Generationen: „Komponisten, die in Europa ausgebildet wurden, aber durch die politischen Verhältnisse zur Emigration nach Israel gezwungen wurden; in Israel geborene Komponisten, die von der ersten Generation ausgebildet wurden; schließlich Israelis, die bei geborenen Israelis studierten“.
Zur ersten Generation gehörte Ödön (oder auch Oedoen) Partos, geboren 1907 in Budapest. Als Wunderkind auf der Geige wurde er zum Schüler von Jenö Hubay, dem führenden ungarischen Geigenvirtuosen jener Epoche, der eng mit Johannes Brahms befreundet war. Die Beiden, Brahms und Hubay, konzertierten regelmäßig in Budapest. So kam der junge Partos in unmittelbare Berührung mit der Wiener Brahmstradition, lernte als Student an der Musikakademie aber auch die neuen Bestrebungen der jungen ungarischen Komponisten um Béla Bartók und Zoltán Kodály kennen. Er selbst ging als junger Geiger und Bratschist ins Budapester Staatsorchester, wechselte aber in den Goldenen Zwanzigern nach Berlin, wo ihn das Zentrum für Jüdische Kultur anzog. Dessen Orchester leitete er von der ersten Geige aus bis zur Machtergreifung der Nazis. Nach einigen Jahren als Professor an der Musikakademie in Baku erhielt er 1938 eine Einladung aus dem gerade erst gegründeten Staat Israel: Bronislav Huberman, der legendäre Gründer des Israel Philharmonic Orchestra, holte Partos als ersten Solobratscher in sein Orchester, wo der Ungar bis 1956 blieb. Im gleichen Zeitraum spielte er auch als Bratschist im Israel Quartet. Mit 50 verlegte er sich aufs Unterrichten an der neu gegründeten Musikakademie der University of Tel Aviv und hatte auch dort wesentlichen Anteil am Entstehen einer spezifisch israelischen Streicherkultur. Im Juli 1977 ist Ödön Partos in Tel Aviv gestorben.
Die Entwicklung des Komponisten Partos hat Edward Eisen folgendermaßen umrissen. „In Europa mit der Musik von Bartók und Kodály aufgewachsen, wandte er sich in Israel volksmusikalischen Traditionen zu. Er arbeitete eng mit dem bekannten Volkmusikforscher Bracha Zafira zusammen, besonders beim Studium Sephardischer Musik. Zu seinen frühen Werken zählen Vier Volkslieder, gefolgt von den Vier Israelischen Melodien für Streichinstrumente und Klavier. Sephardische Musik griff er in zwei bemerkenswerten Flötenwerken auf: Haquanot für Flöte, Klavier und Streicher sowie Maqamot für Flöte und Streichquartett. 1960 schrieb er eine zwölftönige Threnodie mit dem Titel Tehillim Dunyot und zwei Konzertwerke für sein Instrument zum eigenen Gebrauch: Sinfonia Concertante für Viola und Orchester sowie Agada für Viola, Klavier und Schlagzeug. Seine Schreibweise für die Streicher enthält viele Anregungen aus der osteuropäischen Musik wie lange Noten, reiche Verzierungen und Mikrotöne … Zu seinen seriellen bzw. zwölftönigen Werken zählen Arpihyot und Mizmor.“ (Edward Eisen)
International bekannt wurde Partos vor allem mit einem Werk: Yizkor, benannt nach dem jüdischen Trauergottesdienst für die Verstorbenen. Ursprünglich für Viola und Orchester komponiert, wird es auch in Fassungen mit Klavier aufgeführt. Wir hören eine Bearbeitung für Cello und Klavier.