Concerto da camera D-Dur, RV 94 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Concerto da camera D-Dur, RV 94

Concerto da camera D-Dur, RV 94 für Flöte, Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Flöte
Oboe
Violine
Fagott
Basso continuo (Violoncello und Cembalo)

Satzbezeichnung

Allegro
Largo
Allegro

Erläuterung

Weihnachten in Mantua

Mantua, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1718. Mit Vivaldis Oper Teuzzone wird der Karneval in der lombardischen Stadt eröffnet – ein Festtag für den kaiserlichen Statthalter, der zwar aus der Familie der Landgrafen von Hessen-Darmstadt stammt, aber nicht lutherisch ist, wie der Rest seiner Familie, sondern katholisch. Deshalb und wegen seiner Tapferkeit im Spanischen Erbfolgekrieg hat ihn der Kaiser zum Statthalter über die Kunstmetropole am Po ernannt, wo über Jahrhunderte die Gonzaga regierten. Da sich die früheren Herren aber im Krieg gegen den Kaiser stellten, wurden sie kurzerhand abgesetzt. Geblieben ist ihr Mäzenatentum, das vom kriegerischen neuen Herrn aus Südhessen nicht minder großzügig betrieben wird wie von seinen Vorgängern. Wo einst Claudio Monteverdi wirkte, verbreitet nun Vivaldi Opernglanz in der Poebene.

„Principe Filippo Langravio d’Assia Darmstat“ – so nennen die Mantovaner ihren neuen Herren, mit sicher nur begrenzten Vorstellungen von einem „Langravio“ (Landgraf) in Assia (Hessen) bzw. „Darmstat“. Von 1718 bis 1720 wirkt Vivaldi als Kapellmeister in Mantua. Mit seiner Oper Armida hat er im Frühjahr 1718 seinen glanzvollen Einstand gefeiert und für den Karneval 1719 gleich zwei neuen Opern geschrieben: Teuzzone und Tito Manlio. Das Orchester im Teatro Comico ist ungewöhnlich klein, es besteht aus Oboen, solistischen Streichern, Fagott und Continuo. Für die gleiche Besetzung wird Vivaldi in Mantua kleine, raffinierte, hoch virtuose Concerti da camera schreiben, zu denen er noch eine virtuose Flöte hinzunimmt.

Das Concerto da camera D-Dur, RV 94, beginnt mit einem Thema, das auch in einer Arie aus der Oper Teuzzone auftaucht. Offenbar gefiel diese Arie („Son fra sirti e fra procelle“) dem Landgrafen so gut, dass Vivaldi ihr Thema wenig später noch einmal verwendet hat – für ein Concerto da camera in Quintettbesetzung: Flöte, Oboe, Violine und Fagott konzertieren über dem Basso continuo. Da letzterer von mindestens zwei Instrumenten ausgeführt wird – von Cello und Cembalo –, handelt es sich strenggenommen um ein Sextett. Zu Vivaldis Zeit wird der Continuo aber stets nur als eine Stimme gezählt, gleichgültig, wie viele Spieler ihn ausführen. Das D-Dur-Concerto RV 94 ist also ein Concerto a cinque für vier virtuose Oberstimmen und Bass. Dass hier neben Flöte, Oboe und Violine auch das Fagott zu solistischen Ehren kommt, ist für die Musik in Oberitalien typisch. Das virtuose Fagottspiel wurde in Venedig erfunden und hat sich von dort rasch bis nach Mantua, Mailand und sogar bis Rom ausgedehnt.