Vier kurze Studien für Violoncello solo | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bernd Alois Zimmermann

Vier kurze Studien für Violoncello solo

Vier kurze Studien für Violoncello solo (Siegfried Palm gewidmet, 1970)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Nr. 1 – Nr. 4 [ohne Bezeichnung]

Erläuterung

Als der Kölner Komponist Bernd-Alois Zimmermann 1970 im Alter von 52 Jahren Selbstmord beging, stand die Musikwelt unter Schock. In der Wochenzeitung Die Zeit stand folgendes über ihn zu lesen: „Zimmermann wurde 1918 in der Eifel geboren. Betrieb in Köln, Bonn und Berlin philologische Universitätsstudien, seine Kompositionslehrer waren zunächst Lemacher und Jarnach, nach dem Kriege (den er vom ersten bis zum letzten Tage als Soldat mitmachte) bei den Darmstädter Ferienkursen, dann Fortner und Leibowitz. Solche dodekaphonische Schulung führte von seiner klassizistischen Strawinsky-Nachfolgezeit sehr rasch zu seriellem Denken, und von dem schließlich in seine pluralistische Phase hinein. Der Kölner Kompositionsprofessor Zimmermann hat (seit 1957) eine ganze Phalanx junger Komponisten ausgebildet und deshalb für das eigene Schaffen nur beschränkte Zeit gefunden. Doch unter seinen relativ wenigen Werken findet sich dafür keine einzige schwache Komposition. Zu seinen engsten Freunden gehörten seine Interpreten, denen er seine halsbrecherischen Stücke auf den Leib schrieb, der Cellist Siegfried Palm, die Pianistenbrüder Kontarsky, neuerdings auch John Cranko, der in Stuttgart zwei seiner besten Ballette auf Zimmermann-Musik choreographierte, Die Befragung auf die Cello-Solosonate, Présence auf das Klaviertrio dieses Titels, schließlich und vor allem der Dirigent Michael Gielen, der Zimmermanns Oper Die Soldaten und das Requiem uraufgeführt hatte und gewiss schon auf die neue Oper begierig war, die Medea nach Hans Henny Jahnns Schauspiel, an der Zimmermann arbeitete, solange er noch Kraft hatte.“

Die Freundschaft mit dem legendären Cellisten Sigi Palm, die in dem zitierten Artikel angesprochen wird, bescherte der Nachwelt etliche ausdrucksstarke Cellowerke von Zimmermann – neben der von Cranko choreographierten Cellosonate auch den Canto di Speranza, eine „Kantate“ für Cello und Orchester, sowie das Cellokonzert in Form eines „Pas de trois“. Die vier kurzen Studien aus seinem Todesjahr 1970 waren das letzte dieser Werke für Palm: Zwischen 20 Sekunden und einer Minute lang, widmet sich jede der Studien einer besonderen Klangtechnik: dem Wechsel zwischen col legno, coll’arco und Pizzicato im ersten Stück; verschiedenen Arten von gezupften Tönen im zweiten Stück; Tremolo auf einer oder mehreren Saiten im dritten Stück; langen Cantabile-Linien im letzten Stück. Hinter der Musik des letzten Stücks scheint man etwas von der Einsamkeit des Komponisten vor seinem Verstummen zu spüren.