Neun Stücke für zwei Gitarren | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Caspar Joseph Mertz

Neun Stücke für zwei Gitarren

Neun Stücke für zwei Gitarren

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Nr. 1 Am Grabe der Geliebten
Nr. 3 Unruhe
Nr. 4 Vespergang

Erläuterung

Im Wien des Biedermeier war Mertz der bekannteste Gitarrenvirtuose. Er wurde 1806 im damals noch ungarischen Pressburg geboren (dem heutigen Bratislava) und auf die Vornamen Caspar Joseph getauft. (Das oft zu lesende „Johann Kaspar“ ist wohl eine Fehldeutung seiner Initialen aus dem frühen 20. Jahrhundert.) Erst 1840, gegen Ende des Biedermeier und auf dem Höhepunkt des romantischen Virtuosentums am Klavier, kam er nach Wien, um dort seinen Dasein mehr schlecht als recht zu fristen. Denn die großen Zeiten der Gitarre, die Franz Schubert noch miterlebt hatte, waren in der österreichischen Metropole vorüber. Die Klaviervirtuosen vom Schlage eines Franz Liszt hatten das „undankbare Instrument“ aus den Konzertsälen weitgehend verbannt.

In einer zeitgenössischen Wiener Quelle heißt es rückschauend auf das Leben des Komponisten: „Mertz, der erst vor wenigen Jahren (etwa 1860) gestorben, ist ein geborener Pressburger, der Sohn eines dortigen Bürgers. In seiner Vaterstadt erhielt er die erste Ausbildung im Violin-, Violoncell- und Guitarrespielen, dann später bildete er sich selbst fort und vervollkommnete sich so sehr, dass er in den Monat-Akademien des Pressburger Kirchenvereins, dessen Mitglied er war, öffentlich auftrat und großen Beifall erntete. Am 27, September 1840 spielte er in Pressburg zum letzten Male, dann trat er seine erste Kunstreise nach Wien, und als er dort sehr gefiel, in’s Ausland an, wo sein Spiel gleichfalls Anerkennung fand. Nun kehrte er nach Wien zurück, wo er, wie auch seine Frau, Unterricht in der Musik ertheilte. M. mochte, als er starb, etwa 50 Jahre alt geworden sein. Er hat auch Einiges für sein Instrument componirt. Die Original-Compositionen sind ohne Werth, hingegen hat er beliebte Tonstücke, insbesondere aus Opern, für sein Instrument gesetzt.“

Das Urteil über die angeblich wertlosen „Original-Compositionen“ haben Gitarristen unserer Zeit liebevoll revidiert. Sie entdeckten in Mertz einen vergessenen Romantiker der Gitarre, der sich in manchen seiner Stücke als würdiger Zeitgenosse des großen Liszt erwies. Zumindest die Titel seiner Gitarrenstücke stehen denen der Lisztschen Klavierstücke an sentimentaler Bildhaftigkeit nicht nach. Die kleine Auswahl aus den Neun Stücken für zwei Gitarren, die unsere Interpreten spielen, beweist es. Sie beginnt mit dem düsteren Lamento Am Grabe der Geliebten, gefolgt von einem typischen, an Gefühlswallungen appellierenden Titel wie Unruhe. Der Vespergang verweist auf die seltsame Faszination, die das klösterliche Leben auf die Romantiker ausstrahlte.