Sechs Lieder für Mezzosopran und Klavier (arr. Gruber & Maklar) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Heitor Villa-Lobos

Sechs Lieder für Mezzosopran und Klavier (arr. Gruber & Maklar)

Aus den Sechs Liedern für Mezzosopran und Klavier (arr. für Gitarren Gruber & Maklar)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Cancao do poeta do século XVIII
Samba Classico

Erläuterung

Gott sei Dank hatten die Indianer ein Einsehen: Schon waren sie drauf und dran, den jungen Abenteurer Heitor Villa-Lobos zu verspeisen, als er sich aus Rio ins unerforschte Dickicht des brasilianischen Urwalds vorgewagt hatte. Dort war er ausgerechnet Kannibalen in die Hände gefallen, die ihn schon auf ihrem Speiseplan hatten, wäre da nicht die Macht der Musik gewesen. Auf seiner Gitarre spielte er ihnen so rührend vor, dass sie ihn ziehen ließen. „Se non è vero, è ben trovato.“ Und ist die Geschichte nicht wahr, so ist sie doch gut erfunden.

Mit derlei Schauergeschichten aus seiner wilden Heimat und Parties im brasilianischen Stil avancierte Villa-Lobos im Paris der „Goldenen Zwanziger“ zum Star der Szene. Wie zahllose seiner nord- und südamerikanischen Landsleute studierte er an der Seine, das heißt: Er frischte sein schon beachtliches kompositorisches Können durch die Begegnung mit der europäischen Avantgarde auf. Erst dadurch wurde er zum „Vater der brasilianischen Musik“, als welcher er nach seiner Rückkehr in die Heimat das Musikleben des Landes fast in Eigenregie aus dem Boden stampfte.

Diese Lebensleistung wie auch das Verfassen von mehr als 1000 Werken in allen Genres passen zu einem Energiebündel wie Villa-Lobos, der seine Liebe zur Musik buchstäblich auf den Straßen von Rio entdeckte. Die so genannten „Choros“, die Straßenmusikanten der Stadt am Zuckerhut, zogen den jungen Heitor in ihren Bann. Statt Arzt zu werden, wie es sein gut situierter Vater erhofft hatte, brachte er sich das Cellospielen bei, spielte in Kinos und schicken Cafés und durchstreifte den Urwald auf der Suche nach authentischer, brasilianischer Musik. Ob er solche auch bei den Kannibalen fand, hat er der Nachwelt nicht verraten, doch trug die Folklore seiner Heimat wesentlich zum Charme seiner Musik bei. Wir hören das „Lied eines Dichters aus dem 18. Jahrhundert“ und einen „klassischen Samba“ aus einer der Liedersammlungen des Komponisten.