Zwei Tänze für Harfe | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Claude Debussy

Zwei Tänze für Harfe

Zwei Tänze für Harfe mit Begleitung von Streichern (1904)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Danse sacrée (Sakraler Tanz, sehr gemäßigt)
Danse profane (Profaner Tanz, mäßig)

Erläuterung

Eine geheimnisvolle Einleitung der Streicher, die wie ein antiker Priestergesang klingt, gefolgt von zarten Akkorden der Harfe – so beginnt der Sakrale Tanz aus Claude Debussys Tänzen für Harfe und Streicher aus dem Jahre 1904. Immer wieder hat Debussy in seiner Musik die Antike beschworen: die geheimnisvolle Aura eines mit der Natur verbundenen, archaischen Ritus. So klingt auch sein Sakraler Tanz. In das anfangs statische Klangbild kommt erst allmählich Bewegung hinein, und zwar durch einfache Viertonskalen, die in der Harfe ständig repetiert werden, grundiert von geheimnisvoll aufleuchtenden Streicherklängen. Nach der Reprise des Anfangs endet der Tanz mit einer merkwürdigen, fast düsteren Coda. Die Tonart ist das archaische d-Moll dorisch – passend zu den strengen, maßvollen Bewegungen tanzender Priester der Antike, wie sie sich Debussy hier offenbar vorgestellt hat.

Der zweite Tanz, die Danse profane, kommt deutlich weltlicher und städtischer daher: Die Streicher intonieren einen sanften Walzer-Rhythmus in der freundlichen Tonart D-Dur. Darüber entfaltet die Harfe sanfte Melodien und glanzvolle Kaskaden. Freilich verharrt die Musik auch in diesem Satz weitgehend in leisen Tönen und einer quasi naiven Ausdruckshaltung. „Ich verabscheue die Doktrinen und ihre Impertinenz,“ bekannte Debussy. „Deshalb möchte ich meinen musikalischen Traum mit der größten Gelassenheit niederschreiben. Ich möchte meine innere Landschaft mit der naiven Arglosigkeit des Kinders singen.“ Die träumerische Atmosphäre der beiden Harfentänze passt vollendet zu diesen Sätzen.

Komponiert wurden sie als Auftragswerk für die Pariser Klavier- und Harfenfirma Pleyel, und zwar um den neuen Typus der „chromatischen Harfe“ zu propagieren. Die Konkurrenz von der Firma Erard beherrschte damals mit ihren Pedalharfen die ständig wachsende Nachfrage nach Harfen. Pleyels Versuch, mit dem neuen chromatischen System die Erardharfe zu verdrängen scheiterte zwar, doch hatte Debussy seine beiden Tänze so angelegt, dass sie auch ohne Einbußen auf der traditionellen Harfe ausführbar sind.