Sonata for Solo Violoncello | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

George Crumb

Sonata for Solo Violoncello

Sonata for Solo Violoncello (Berlin, Oktober 1955)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Fantasia. Andante espressivo e con molto rubato
Tema pastorale con variazioni:
Tema: Grazioso e delicato
Var. I: Un poco animato
Var. II: Allegro possibile e sempre pizzicato
Var. III: Poco adagio e molto espressivo
Coda: Tempo primo
Toccata. Largo e drammatico – Allegro vivace

Erläuterung

George Crumb ist der „grand old man“ der Neuen Musik in den USA. Als Gewinner des Grammy und des Pulitzer Preises ragt er aus der Fülle seiner Kollegen heraus, die er auch an internationaler Ausstrahlung weit übertrifft. Noch immer schreibt der 83-Jährige Partitur auf Partitur, eine Musik, die man als „bezaubernd schön“ bezeichnet hat, obwohl sie unzweifelhaft immer Neue Musik bleibt.

Aus West Virginia stammend, war er zunächst Schüler von Ross Lee Finney an der University of Michigan, bevor er zu Boris Blacher nach West-Berlin wechselte. Dort entstand im Oktober 1955 seine Solosonate für Cello, ein Studienwerk, das schon viele Charakteristika seiner Musik offenbart wie etwa die Expressivität der Linien oder den Hang zur Theatralik.

Die Sonate ist in drei Sätzen angelegt: Die einleitende Fantasie beginnt mit vollen Pizzicato-Akkorden im Wechsel mit einstimmigen Melodiefragmenten. Der Satz erweckt den Eindruck, als stimme sich ein Sänger auf eine Serenade ein, begleitet von einer eigenwillig gestimmten Gitarre. In der Mitte des Satzes kommt es zu einem Fortissimo-Ausbruch (appassionato e sonore). Danach beruhigt sich die Musik wieder, bevor sie morendo erlischt.

Wenn dieser Satz das Vorspiel zur Serenade war, so folgt das eigentliche Ständchen im zweiten Satz: Der Cellist stimmt eine „graziöse und delikate“ Melodie im schwingenden Sechsachteltakt an, eine Art barocke Siciliana. Sie wird anschließend in drei sehr unterschiedlichen Variationen verändert: erst aufgelöst in Triolen und Läufe, dann verwandelt in lauter gezupfte Töne, die so schnell wie möglich zu spielen sind, schließlich in Form eines „sehr ausdrucksvollen“ Adagio. Die kurze Coda kehrt noch einmal zur lieblichen Siciliana-Melodie zurück.

Auch für das Finale benutzte der junge Crumb barocke Vorbilder: Unter der Überschrift Toccata stürzt sich der Cellist nach einer dramatischen langsamen Einleitung in die toccatenhaften Passagen eines Perpetuum mobile.

Nachdem er in kraftvollen Frühwerken wie der Cellosonate seine Begabung unter Beweis gestellt hatte, kehrte Crumb in die USA zurück und errang bald bedeutende Preise und Stipendien (Pulitzer Preis, Stipendien der Guggenheim und Koussevitzky Foundation u. a.). Bis heute zählt er zu den renommiertesten Komponisten der USA, dessen Werke fast sämtlich eingespielt worden sind. Dies liegt an ihrer großen Anschaulichkeit, die sich aus ihren programmatischen und theatralischen Tendenzen ergibt. „Programmmusik und Symbolismus durchziehen Crumbs Musik: Sein Klavierwerk Makrokosmos ist ein Tierkreis-Zyklus und Black Angels für elektrisches Streichquartett ist eine Art Parabel über unsere gefährdete zeitgenössische Welt … In anderen Werken gibt es hervorstechende theatralische Elemente: inszenierte Bewegung, Vokalisen und den Gebrauch von Masken durch Instrumentalisten. Crumb hat Debussy, Mahler und Bartók als die wichtigsten Einflüsse auf seine Musik bezeichnet.” (L. A. Pearlman)