Movimento | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Dieter Schnebel

Movimento

Movimento

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

Als der SWR im Mai 2015 in Donaueschingen den internationalen Kongress Upgrade eröffnete, in dem es um die Vermittlung Neuer Musik an Kinder und Jugendliche gehen sollte, fiel der AG Neue Musik aus Grünstadt das Privileg zu, das Eröffnungskonzert zu gestalten. Dabei wurde Movimento von Dieter Schnebel aus der Taufe gehoben, ein Auftragswerk der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz an den lange Jahre in Kaiserslautern wirkenden Komponisten. Der SWR publizierte auf seiner Homepage einen Probenbericht, der hier anstelle einer Einführung in das Werk zitiert sei, weil er sehr anschaulich die Spannung vermittelt, die damals über der Uraufführung lag:

„Zu Beginn liegen die 25 Schülerinnen und Schüler der AG Neue Musik auf dem Boden und geben leise Tierlaute von sich. Auch wenn sie dann aufstehen und umeinander kreisen, schleichen, sich anpirschen … erinnert das an Szenen aus Jagd und Natur. Als die Arbeitsgemeinschaft Neue Musik vor 45 Jahren in Grünstadt gegründet wurde, war Dieter Schnebel der erste Komponist, der eigens für sie Stücke schrieb. Da lag es auf der Hand, auch für das Jubiläum bei ihm anzufragen. ‚Ich hab den Auftrag gerne angenommen, weil ich seit zehn Jahren nicht mehr auf diesem Gebiet komponiert habe.’ (Dieter Schnebel)
Mit der neuen Komposition knüpft Dieter Schnebel an seine experimentellen Schulmusikstücke an, die oft sehr stark von Bewegungsabläufen geprägt waren. ‚Der Auftrag an Dieter Schnebel passt zu dem, was die AG Neue Musik in den letzten Jahren gemacht. Dazu gehörte sehr viel Musiktheater mit sehr viel mit Bewegung, so dass ich mir gewünscht habe, dass auch im neuen Stück die Bewegung eine große Rolle spielt’, sagt Silke Egeler-Wittmann, die Leiterin der AG Neue Musik.

So steppen, stampfen, trampeln die Schüler auf den Boden, klatschen sich auf Körperteile und kreisen um- und ineinander in Choreografien, deren Muster an Verfolgung, Konflikte oder Rituale erinnern. Dieter Schnebel hat die Kompositionen geliefert, Choreografie und Dramaturgie hat die Leiterin der AG mit ihren Schülern entwickelt. ‚Die erste Aufgabe war, diese einzelnen Stücke erst einmal in eine bestimmte Form und in eine Reihenfolge zu bringen. Wenn das Stück später nochmal aufgeführt wird, kann wieder etwas ganz anderes dabei herauskommen.’ (Silke Egeler-Wittmann) ‚Es ist immer so bei Stücken der Art: Die müssen wachsen. Denn die Interpreten müssen ja selber dazu etwas beitragen. Und sie müssen sich einleben. Ich bin überzeugt davon, dass wir in Donaueschingen eine wunderbare Aufführung erleben werden.’ (Dieter Schnebel)

Im Vergleich zu früheren Stücken, die Dieter Schnebel für die AG Neue Musik am Gymnasium Grünstadt komponierte, ist Movimento ruhiger, achtsamer, mehr auf leise Töne und Details bedacht und kaum provokativ. Dennoch werden einige Einfälle konservative Musikliebhaber entsetzen. Etwa wenn Hackbretter mit dem Hintern bespielt werden, also Computertastaturen mit dem Po! ‚Es gibt da das eine Stück mit den Computertastaturen … Da steht aber nicht drin, dass es solche sein sollen, sondern es gibt quasi eine Leerstelle in der Partitur für Klangerzeuger. Das war also komplett offen. Und wir haben uns jetzt für die Tastaturen entschieden, weil wir damit schon öfter experimentiert haben.’ (Silke Egeler-Wittmann) ‚Und ich hab‘ da bewusst eine ganz konventionelle Musik dagegengesetzt, für Flöten, zwei Geigen und Klavier,’ sagt Dieter Schnebel.