Sprechgesang (2015) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Péter Tornyai

Sprechgesang (2015)

Sprechgesang (2015) für Dirigent und Ensemble

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

Als die Idee zum heutigen Programm entstand, machte Peter Eötvös den Vorschlag, den Werken von Boulez, Donatoni und Schönberg in der Sextett-Besetzung des Pierrot eine Uraufführung hinzuzufügen. Die Villa Musica beauftragte den jungen ungarischen Komponisten Péter Tornyai. Er nannte sein Sextett in Anlehnung an die Melodramen Schönbergs Sprechgesang und wählte die Besetzung mit zusätzlicher Bassklarinette und Viola sowie reicherem Schlagzeug, inklusive Toy Piano, Snare Drum und Mundharmonika. Am vergangenen Freitag erlebte Sprechgesang seine Uraufführung in Budapest. Im heutigen Konzert folgt die deutsche Erstaufführung.

Wesentlich für dieses Werk ist die Interaktion zwischen Dirigent und Ensemble: Der Komponist unterscheidet zwischen „asynchronen Passagen“, in denen der Dirigent aussetzt und jeder Spieler sein bewusst eigenes Tempo wählen soll, einem so genannten „Subito Sync“, bei dem alle Musiker aus ihrer momentanen Aktion sofort in einen gemeinsamen strengen Takt übergehen, und dem so genannten „Dirigenten-Rubato“. Es entsteht überall dort, wo der Dirigent nur einen Schlag pro Takt vorgibt und die Musiker innerhalb der Taktgrenzen das Tempo frei zu gestalten haben. Schon der Einstieg findet ohne Dirigent statt, erst mit einem Schlagzeugsolo, dann mit freiem Hinzutreten der übrigen Spieler. Da auch die Tonhöhen ohne Notenlinien notiert sind und die Rhythmen ohne Takte, ergeben sich etliche Freiheiten in den melodischen Verläufen und Zusammenklängen.

Péter Tornyai wurde 1987 in Szeged geboren und begann dort mit dem Kompositionsstudium bei Lajos Huszár. In Budapest setzte er es bei István Fekete Győr fort und absolvierte 2012 die Franz Liszt Musikakademie als Student von Zoltán Jeney und als Violinstudent von István Kertész. Nach einem Studienjahr bei Matteo D’Amico an der Accademia di Santa Cecilia in Rom begann er 2013 in Budapest mit seiner Doktorarbeit. Nach mehreren Kompositionspreisen an der Franz Liszt Akademie gewann er wichtige Auszeichnungen im In- und Ausland: 2010 den Komponistenpreis des Klangforum Wien, 2011 den Gerhardus-Preis für sein Streichquartett und 2012 den 1. Preis im Kompositionswettbewerb des Wiener Konzerthauses. Gleich zweimal, 2011 und 2013, wurde er beim Komponistenwettbewerb des Neuen Ungarischen Musikforums ausgezeichnet (UMZF). Dabei gewann er auch den Spezialpreis der Eötvös Contemporary Music Foundation und erhielt einen Kompositionsauftrag für den 1. Sándor Végh-Streichquartettwettbewerb. Meisterklassen und Seminare belegte er u. a. bei Johannes Schöllhorn, Nigel Osborne, Krzysztof Penderecki, Louis Andriessen, Fabio Nieder, Marc André, Péter Eötvös, Luca Francesconi, Heinz Holliger und Kim Kashkashian. Seine Stücke wurden von zahlreichen renommierten Ensembles und Orchestern ausgeführt (JACK Quartet, Stadler Quartett, Kelemen Quartett, UMZE, Ungarisches Radiosinfonieorchester u. a.). Sie erklangen bereits in Ungarn, der Slowakei und Tschechien, im Wiener Musikverein und Konzerthaus, in Italien, Deutschland, Polen und Finnland, in den USA und Neuseeland. Als passionierter Kammermusiker auf Geige und Bratsche spielt er in mehreren Ensembles für klassische und zeitgenössische Musik wie etwa Thrensemble, Ludium Ensemble, Rondo Quartet oder Classicus Ensemble. Seit 2013 ist er Künstlerischer Leiter des Anima Musicae Workshops für Zeitgenössische Musik.