Concertino (1983) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Isang Yun

Concertino (1983)

Concertino (1983) für Akkordeon und Streichquartett

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

1983 komponierte Yun sein Concertino für Akkordeon und Streichquartett, das im November desselben Jahres, vor 35 Jahren also, bei den Trossinger Tagen für zeitgenössische Akkordeonmusik uraufgeführt wurde. Hugo North spielte mit dem Joachim Quartett. Nach einer Aufführung in Berlin durch Stefan Hussong und das Minguet Quartett schrieb Isabel Herzfeld im Tagesspiegel vor kurzem die folgende, sehr bildhafte Beschreibung des Concertino:

„Es ist wie ein Ringen um Licht oder ein Anrennen gegen Mauern: Immer wieder streben die Streicher in hektisch verknäuelten Figuren nach oben. Mit sachten, lang ausgehaltenen Klängen antwortet das Akkordeon. Die Instrumentenfarben vereinigen sich, trennen sich wieder in scharfen Akzenten. Der konflikthafte Ablauf spitzt sich zu, zerfällt plötzlich in feinste Partikel, filigrane Linien, Triller, Vogelzwitschern heraufbeschwörend. Beruhigung tritt ein, nach der sich noch einmal alle Energie zusammenballt und in harmonischeren, optimistischer stimmenden Klängen ausströmt.

Auch in seinem Concertino für die seltene Besetzung Streichquartett und Akkordeon zeigt sich der deutsch-koreanische Komponist Isang Yun als Wanderer zwischen den (Klang-)Welten. Diesen auf die Spur zu kommen versucht das Minguet-Quartett mit dem Akkordeonisten Stefan Hussong, die diese fremd-vertraute Musik eindringlich und klanglich fein abgestimmt interpretieren. Wir erfahren, dass dem zunächst so undurchdringlichen Klanggeschehen, das uns einfach überrennt, von Beginn an eine pentatonische Reihe innewohnt, auf der asiatische Melodik basiert. Auch das B-A-C-H-Motiv taucht auf, Urgrund aller abendländischen Musik, auch der Titel Concertino suggeriert einen klassizistischen Ansatz. Dem entspricht der Verlauf, in dem man drei Sätze (schnell–langsam–schnell) erkennen könnte. Die Besetzung symbolisiert einmal mehr die kulturelle Differenz, aus der Yun vielfältige, individuelle Klänge schöpft: hier das Streichquartett als Inbegriff klassischer Tradition, dort das Akkordeon als konzertante Vertretung der japanischen Mundorgel Shô.“