Il proteo („Proteus“) Doppelkonzert F-Dur, RV 544 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Il proteo („Proteus“) Doppelkonzert F-Dur, RV 544

Il proteo („Proteus“)
Doppelkonzert F-Dur, RV 544

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Erläuterung

Doppelkonzert Il proteo

Spiegelkabinette waren im Venedig Vivaldis so beliebt wie in den Rokokoschlössern Deutschlands. Mit seinem Doppelkonzert Il Proteo hat Vivaldi ein musikalisches Pendant dazu geschaffen: ein Concerto, in dem alles seitenverkehrt gespielt werden kann, wenn man möchte. Was hier oben ist – das hohe Geigensolo – könnte auch unten sein und umgekehrt. In einer Anweisung zur Originalpartitur hat Vivaldi nämlich folgendes verlauten lassen:

Die Violinsoli werden sämtlich eine Oktav höher gespielt. Der Sologeiger kann aber auch die Soli des Violoncellos spielen und umgekehrt der Cellist die Soli der Violine, so wie sie stehen.

Welchen Sinn diese vertauschten Rollen haben sollen, offenbart der authentische Titel des Werkes: Il Proteo o sia il mondo al rovescio. In der antiken Mythologie ist Proteus der „Alte vom Meer“, ein greiser Gott, der die Robben des Neptun hütet und seherische Gaben besitzt. Um aber seine Prophetien nicht preisgeben zu müssen, verwandelt er sich ständig in andere Gestalten. Genau dies hat Vivaldi auch für sein Concerto vorgesehen: Man kann es in zwei verschiedenen Gestalten spielen. Dadurch aber wird „die Welt spiegelverkehrt“, Il mondo al rovescio.

Unsere Interpreten spielen das Concerto so, wie es dasteht, also nicht spiegelverkehrt. Das Streicherthema des ersten Allegro ist eines der lieblichsten in Vivaldis Schaffen. Die beiden Solisten spielen einander die Passagen ständig vor und nach, so, als würden sie sich im Spiegel betrachten. Zunächst geht das Cello vor und die Geige wiederholt, dann verkehrt sich die Reihenfolge: il mondo al rovescio. Dieses Spiel ständiger Echos wiederholt sich im Largo, wobei Vivaldi darauf zählen konnte, dass seine beiden Solistinnen ihre simplen Melodielinien durch Verzierungen erheblich anreicherten. Ab und zu dürfen sie auch in Terzen und Sexten zusammen klingen. Das Finale zählt zu den längsten und virtuosesten in Vivaldis Schaffen. Im Unisono stellen die Streicher das Thema vor, einen unwiderstehlichen Tanzrhythmus, der zwischen den Soli immer wiederkehrt. Der Schlagabtausch der beiden Solisten wird hier zur virtuosen Prüfung in fast ununterbrochenen Sechzehnteln.