"Vitebsk" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Aaron Copland

"Vitebsk"

„Vitebsk“, Studie über ein jüdisches Thema, Trio für Violine, Violoncello und Klavier (1929)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 477

Satzbezeichnungen

Lento molto marcato – Grave cantabile – Subito Allegro vivace – Grave – Come Prima

Erläuterungen

2003

AARON COPLAND
Vitebsk (1929)

Walter Gieseking war der Pianist in der New Yorker Uraufführung von Aaron Coplands Triostück Vitebsk im Februar 1929. Das Trio gehörte zu den ersten Werken amerikanischer Kammermusik, die auch in Europa Verbreitung fanden – dank der Pariser Erstaufführung im Juni 1929. Auch das Thema dieses New Yorker Klaviertrios stammte aus Europa, wie schon der Titel anzeigt: es verarbeitet ein jüdisches Thema aus der russischen Stadt Vitebsk. Das Theater der Künste aus Moskau hat diese Melodie zu seinem New York-Gastspiel 1926/27 mitgebracht, und zwar als Teil der Schauspielmusik zu Solomon Anskys Theaterstück Der Dybbuk. Copland hatte bei diesen Aufführungen assistiert und war der melancholischen Anziehungskraft jenes jüdischen Themas verfallen. Er widmete ihm seine einsätzige „Studie“, die zu den wenigen Copland-Werken mit jüdischer Thematik gehört.
Das elfminütige Stück ist in fünfteiliger Bogenform angelegt: Eine kraftvolle Einleitung mit kurzen Terzvorschlägen kehrt ganz am Ende wieder. Die innere Klammer bildet das jüdische Thema, das zunächst solistisch im Cello erklingt, dann im Kanon vonden anderen aufgegriffen wird. Im Zentrum steht ein schneller jüdischer Tanz, die Hora, deren ostinate Begleitfiguren die wilde Ausgelassenheit des Klezmer suggerieren.