Bläserquintett B-Dur, op. 56,1 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Danzi

Bläserquintett B-Dur, op. 56,1

Quintett B-Dur für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn, op. 56,1

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 516

Satzbezeichnungen

1. Allegretto

2. Andante con moto

3. Menuetto

4. Allegretto

Erläuterungen

Zu den Nachahmern Reichas in Deutschland gehörte der Karlsruher Hofkapellmeister Franz Danzi. Er “hatte über die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, deren Mitarbeiter er viele Jahre hindurch war, von Reichas Versuchen … und den überaus großen Erfolgen der öffentlichen Aufführungen erfahren. In den vielfältigen farblichen Nuancierungsmöglichkeiten dieses Bläsersatzes erkannte er einen seiner persönlichen Neigung zutiefst entgegenkommenden Ansatz zu größerer Ausdrucksgestaltung.” (Burmeister) Franz Danzi war in Mannheim als Sohn des Violoncellisten Innocenz Danzi geboren worden und in der Tradition der Mannheimer Tonschule von dem Komponisten und Theoretiker Abbé Vogler erzogen worden. “So wirkte er beispielgebend auf seinen wesentlich jüngeren Freund Carl Maria von Weber (1786-1826) ein und wurde auf Grund seiner Vorliebe für das Instrumental-Gesangliche, die Farbwirkung der Blasinstrumente, die Einbeziehung der höheren und tieferen Instrumentallagen, eine glänzende und füllige Instrumentation zu einem Wegbereiter der musikalischen Romantik. Obwohl Danzi als vielseitiger Komponist zahlreicher Vokalwerke (Opern, Kirchenmusik) und Instrumentalwerke (Sinfonien, Konzerte, Kammermusik für Streicher und Bläser) heute kaum mehr bekannt ist und seine Werke gegenüber denen Webers in ihrer Wirkung stark verblaßt sind, hatte er dennoch zu seinen Lebzeiten ganz beachtliche Erfolge. Seine Bläserquintette – er schrieb zwischen 1820 und 1824 neun reizvolle Werke – gehören auch heute noch zu den beliebtesten Kammermusikwerken für derartige Bläserensembles. Sie stellen in ihrer ausgesprochenen Spiel- und Klangfreudigkeit eine große Bereicherung der Bläserkammermusik, aber auch einen Höhepunkt im Schaffen ihres Meisters dar. “ (Burmeister)

In Danzis B-Dur-Quintett wird das Vorbild des klassischen Streichquartetts in zweifacher Hinsicht deutlich: einerseits in der viersätzigen Anlage (mit Sonatenform im Kopfsatz), andererseits in der Gleichberechtigung der Instrumente, die wechselweise hervortreten. Der 1. Satz zeigt eine für die Generation Danzis, Webers und Spohrs typische Melodik, in der sich Mozarts Chromatik mit der Kantilene des italienischen Belcanto verbindet. Das Andante con moto ist eine Romanze in balladenhaftem Mollton, das Menuetto ein betont volkstümlicher Satz. Im Finale griff Danzi auf den Typus des Rondo alla caccia, also mit Jagdmotiven zurück, die den Blasinstrumenten von je her eigen sind.

2002
FRANZ DANZI
Quintett B-Dur, op. 56,1

Die beiden wichtigsten Komponisten für das klassische Bläserquintetts waren Anton Reicha in Paris und Franz Danzi in Karlsruhe. Reicha hat das Bläserquintett zuerst etabliert – in enger Zusammenarbeit mit den Professoren der Bläserklassen am Pariser Conservatoire. Der geborene Pfälzer Danzi dagegen importierte die neue Form aus Paris ins Badische.

Bläser spielten in Danzis Leben schon früh eine Rolle, denn der anno 1763 im schönen Schwetzingen geborene Sohn des Solocellisten der Mannheimer Hofkapelle kam schon als Kind in den Genuss, den Mannheimer Bläsem zu lauschen. Mit 15 wurde er Cellist in dem Orchester, das sich seinen Nachwuchs in der Art einer “Orchesterakademie” selbst heranzog.

Danzi vergaß jene wunderbaren Klänge der Mannheimer Bläser auch nicht, als er dem Orchester längst entwachsen war und sich zum Komponisten gemausert hatte. Nach den ersten Mannheimer Schritten in diese Richtung – er schrieb die Schauspielmusik zur Uraufführung von Schillers Räubern – wurde er Hofkapellmeister in Stuttgart und Karlsruhe. Dort entwickelte er sich zu einem Vorreiter der deutschen Oper und einem Mentor Webers. In seinen Instrumentalwerken ahmte er den Stil Mozarts nach, den er über alles bewunderte, würzte ihn allerdings mit den chromatischen Experimenten der Mannheimer Schule im Gefolge des Abbé Vogler und mit der Suche nach neuen klanglichen Möglichkeiten.

Solche eröffneten sich ihm um 1820 in der Gattung Bläserquintett. Danzi “hatte über die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, deren Mitarbeiter er viele Jahre hindurch war, von Reichas Versuchen… und den überaus großen Erfolgen der öffentlichen Aufführungen erfahren. In den vielfältigen farblichen Nuancierungsmöglichkeiten dieses Bläsersatzes erkannte er einen seiner persönlichen Neigung zutiefst entgegenkommenden Ansatz zu größerer Ausdrucksgestaltung.” (K. Burmeister) In den folgenden Jahren komponierte Danzi insgesamt neun Bläserquintette, deren erste um 1821 als Opus 56 in Paris und Berlin herauskamen. Um ihrem Stil Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sollte man sie nicht an Webers Freischütz oder an Schubert messen, sondern am Nach-Mozart-Idiom, wie es in jener Zeit etwa auch bei Spohr, Hummel oder Dussek anzutreffen ist. Die Musik steht in einer seltsam anmutenden Mitte zwischen Weber und Mozart.