Klaviertrio G-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Claude Debussy

Klaviertrio G-Dur

Trio G-Dur für Klavier, Violine und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 537

Satzbezeichnungen

1. Andantino con moto allegro – Allegro appassionato – Tempo primo

2. (Scherzo) Intermezzo. Moderato con allegro

3. Andante espressivo

4. Finale. Appassionato

Erläuterungen

CLAUDE DEBUSSY studierte wie Gernsheim am Pariser Conservatoire bei Marmontel, erwies sich aber als weit weniger erfolgreich. Einen ersten Preis konnte er nach 5 Jahren Kompositions- und Klavierstudium nur im Fach Begleitung erringen, doch war diese Auszeichnung für eine vornehme Dame aus Rußland Empfehlung genug, um den “kleinen Franzosen”, wie sie sagte, 1880 in ihre Dienste zu nehmen: “Vorgestern ist aus Paris ein junger Pianist eingetroffen … Ich habe ihn verpflichtet, um den Kindern Unterricht zu geben, Julias Gesang zu begleiten und mit mir im Sommer vierhändig zu spielen. Dieser junge Mann spielt gut, seine Technik ist glänzend, aber sein Spiel verrät überhaupt keine Persönlichkeit. Er hat noch nicht genug erlebt. Er sagt, er sei zwanzig Jahre alt, aber er wirkt wie sechzehn.” In Wirklichkeit war Debussy (links auf einem Gemälde von Baschet, 1884) im Sommer 1880 18 Jahre alt und kam zum ersten Mal aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen seiner Jugend in eine mondäne Umgebung. Seine wohlhabende Auftraggeberin, die ihn mit in die Schweiz und nach Italien nahm, war keine Geringere als Nadeshta von Meck, die Gönnerin von Peter Tschaikowsky. Für sie schrieb Debussy sein frühes G-Dur-Klaviertrio.
Die Wiederentdeckung dieser Komposition gehört zu den musikwissenschaftlichen Sensationen der letzten 20 Jahre. Aus dem Briefwechsel zwischen Frau von Meck und Tschaikowsky wußte man von der Existenz dieses in Fiosele in Italien komponierten Stückes, außerdem waren die Partitur des ersten Satzes und eine autographe Cellostimme aller vier Sätze bekannt. Die fehlende Partitur der Sätze II bis IV entdeckte der Musikwissenschaftler Ellwood Derr erst 1982 im Nachlaß eines Debussy-Schülers in Paris. Zwei fehlende Abschnitte des Finalsatzes von ca. 30 Takten konnte er mithilfe der Cellostimme und einer Abschrift rekonstruieren. Auf diese Weise war er in der Lage, das Werk 1986 im Druck herauszugeben.
Rainer Kußmaul spielte mit seinem Klaviertrio die moderne Erstaufführung. – Stilistisch verrät das Werk den Einfluß der großen Vorbilder des jungen Debussy: Schumann, Fauré, aber auch Tschaikowsky kann man darin wiedererkennen. In der Form folgt es nur äußerlich dem klassischen Modell aus Allegro, Scherzo, Andante und Allegro-Finale; der Aufbau der einzelnen Sätze ist von französischer Klarheit geprägt und zeigt keine “gearbeiteten” Züge wie Brahms oder Gernsheim.

2004
CLAUDE DEBUSSY
Klaviertrio G-Dur

Wenn es um den Frühling in Paris geht, werden viele Kunstliebhaber unwillkürlich an den Impressionismus denken: ein Frühstück im Grünen, Spaziergänger an der Seine in pointilistisch leuchtenden Farben, Stadtansichten, die in zarten Farbvaleurs changieren. Analoges könnte man auch aus der Musik Claude Debussys heraushören, hat doch der Komponist als Student am Pariser Conservatoire die Bilderwelt der Impressionisten mit eigenen Augen gesehen. Wie manche seiner Malerkollegen, etwa Paul Cézanne, machte Debussy im Rahmen der klassischen Ausbildung keine gute Figur. Man stritt ihm ausreichende Kenntnisse in Harmonielehre ab, fand sein Klavierspiel “pas assez bien pour un 2e prix”, also nicht einmal gut genug für einen zweiten Preis, und erst nach fünf Jahren Studium konnte er lediglich im Fach Klavierbegleitung einen ersten Preis erringen.

Als solcher, nämlich als Liedbegleiter und Partner im vierhändigen Spiel, wurde der Student Debussy von einer vornehmen Dame aus Russland engagiert. Als lukrativen Nebenjob während der Semesterferien lud sie den “kleinen Franzosen”, wie sie ihn nannte, ein, sie und ihre Kinder 1881-1882 auf ihren Sommerreisen zu begleiten. Es war Nadeshda von Meck, die Briefpartnerin und Gönnerin Tschaikowskys. “Vorgestern ist aus Paris ein junger Pianist eingetroffen … Ich habe ihn verpflichtet, um den Kindern Unterricht zu geben, Julias Gesang zu begleiten und mit mir im Sommer vierhändig zu spielen. Dieser junge Mann spielt gut, seine Technik ist glänzend, aber sein Spiel verrät überhaupt keine Persönlichkeit. Er hat noch nicht genug erlebt. Er sagt, er sei zwanzig Jahre alt, aber er wirkt wie sechzehn.” Die Wahrheit lag dazwischen, denn tatsächlich war Debussy im Sommer 1880 18 Jahre alt und kam zum ersten Mal aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen seiner Jugend in eine mondäne Umgebung. Seine wohlhabende Auftraggeberin führte ihn in die Schweiz und nach Italien, nach Russland und nach Wien, in ihrer Bibliothek lernte er die neusten Werke russischer Komponisten kennen und sammelte unschätzbare Eindrücke.

Wie zehn Jahre später im Falle Tschaikowskys insistierte Frau von Meck auch bei dem “kleinen Franzosen” Debussy auf der Komposition eines Klaviertrios. Es war jenes frühe G-Dur-Trio, dessen Wiederentdeckung zu den musikwissenschaftlichen Sensationen der letzten Jahrzehnte gehört. Aus dem Briefwechsel zwischen Frau von Meck und Tschaikowsky wusste man von der Existenz dieses in Fiosele in Italien komponierten Stückes, außerdem waren die Partitur des ersten Satzes und eine autographe Cellostimme aller vier Sätze bekannt. Die fehlende Partitur der Sätze II bis IV entdeckte der Musikwissenschaftler Ellwood Derr erst 1982 im Nachlass eines Debussy-Schülers in Paris. Zwei fehlende Abschnitte des Finalsatzes von ca. 30 Takten konnte er mithilfe der Cellostimme und einer Abschrift rekonstruieren. Auf diese Weise war er in der Lage, das Werk 1986 im Druck herauszugeben. Der Villa Musica-Dozent Rainer Kußmaul spielte mit seinem Klaviertrio die moderne Erstaufführung. Dennoch ist das Werk bis heute selten zu hören.
Stilistisch verrät das Trio den Einfluss der großen Vorbilder des jungen Debussy: Schumann, Fauré, aber auch Tschaikowsky kann man darin wiedererkennen. In der Form folgt es nur äußerlich dem klassischen Modell aus Allegro, Scherzo, Andante und Allegro-Finale. Der Aufbau der einzelnen Sätze ist von französischer Klarheit geprägt und zeigt keinerlei “gearbeitete” Züge im Sinne der Spätromantik.