Klaviertrio Nr 1 B-Dur, op. 21 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvorák

Klaviertrio Nr 1 B-Dur, op. 21

Trio Nr 1 B-Dur für Violine und Violoncello und Klavier, op. 21

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 601

Satzbezeichnungen

1. Allegro molto

2. Adagio molto e mesto

3. Allegretto scherzando

4. Finale. Allegro vivace

Erläuterungen

2004
Klaviertrio B-Dur, op. 21

Dvorak hatte allen Grund, seinen eigenen Kindern und anderen angehenden Musikern Werke wie die Sonatine und die Romantischen Stücke zu widmen. Er selbst hätte solche Musik in seiner Kindheit wohl auch gerne gespielt. Der Sohn eines Metzgers und Gastwirts im kleinen Nelahozeves in Mittelböhmen musste seine Zeit mit anderem zubringen als mit Musizieren: „Seht dort hin auf die verschiedenen Dörfer!“, rief der Meister bei einem Spaziergang zu den Stätten seiner Jugend später aus: „In diese Orte pflegte ich mit meinem Vater Rinder kaufen zu gehen, und wenn mir der Vater so ein Tier anvertraute, das mir in seinem Übermut davonlief oder mich ohne weiteres in den Teich schleifte, war ich nicht zu beneiden. Aber all diese Leiden meines jungen Lebens versüßte mir die Musik, mein Schutzengel.“ Die bitter-arme Jugend Dvoraks, seine musikalischen Anfänge in der Dorfschule und Dorfkirche, die Jahre in der Orgelschule Prag mit den ersten Gehversuchen in einer 20 Mann starken Tanzkapelle – all dies lebt in seiner Musik fort, in den scheinbar so naiv mitreißenden Themen seiner Kammermusik ebenso wie in den süßen Melodien seiner Lieder. In den abgeklärten späten Streicherwerken hören wir immer noch den Dvorak, der in einer Prager Irrenanstalt zum ersten Mal Streichsextette spielte, im Dumky-Trio den jugendlichen Dorfmusikanten, der sich an der jährlichen großen Messe zum Kirchweihfest erfreute und bei Mozart, Haydn und Cherubini in die Lehre ging. Dvorak vertraute stets darauf, der liebe Gott werde ihm „schon auch einige Melodien zuflüstern“. Doch dieser göttliche Funke wehte ihn oft genug mitten in der Härte des Lebens an.

Daraus erklärt sich, warum Dvorak seine ersten Schritte als Komponist erst spät, zaghaft und manchmal mit nur geringem Profil tat. Von den Frühwerken lässt sich allgemein sagen, dass sie den klassischen Modellen vor Beethoven verhaftet sind, sich dann mehr und mehr die Tradition Schumanns und Mendelssohns einverleiben. Das Jahr 1875 – Dvorak war damals immerhin schon 34 – bildete einen Wendepunkt. Mit der Serenade, op. 22, und dem G-Dur-Quintett, op. 77, schuf er seine bis dahin bedeutendsten Streicherwerke. In der Kammermusik mit Klavier setzte er durch das B-Dur- Trio, op. 21, und das D-Dur-Quartett, op. 23, einen Neuanfang.
Unter diesen vier Werken ist das Trio zu Unrecht das am wenigsten gespielte. Mit seinem klangschönen Kopfsatz – das Hauptthema erscheint zunächst weit ausgesponnen, dann in rhythmischer Verkleinerung zum Allegro beschleunigt -, seinem slawisch-dunklen Adagio, mit seinem gemütlichen Scherzo und seinem nach g-Moll abgedunkelten Finale entfaltet es einen weiten Spannungsbogen. Er rundet sich im Finale durch das Zitat des Adagiothemas – an Schuberts Es-Dur-Klaviertrio gemahnend.