"Contrafacta Hungarica" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ferenc Farkas

"Contrafacta Hungarica"

Oktett “Contrafacta Hungarica” für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 626

Satzbezeichnungen

1. Basse danse. Allegro moderato

2. Gagliarda. Andante

3. Passamezzo. Allegretto

4. Saltarello. Allegro

5. Andante espressivo

6. Heiduckentanz. Allegro vivace

Erläuterungen

CONTRAFACTA HUNGARICA nach ungarischen oder auf Ungarn bezüglichen Tänzen und Melodien aus dem 16. Jahrhundert nannte der ungarische Komponist Ferenc Farkas ein Werk, das er 1974 komponierte, aber erst 1976 für Bläseroktett instrumentierte. Wie auch sonst in seiner Musik hat er hier Melodien aus der Musikgeschichte Ungarns mit akribischer Genauigkeit auf Varianten untersucht und bearbeitet. Farkas hat sich mit dieser Methode in die Tradition Bartóks gestellt und sie seinerseits an seine Schüler Ligeti und Kurtág weitergegeben. Seine kritische Lesart wird am Vorwort zur Partitur deutlich, in dem er seine Quellen benennt, so die moderne Lautensammlung des Italieners Oscar Chilesotti, Kompositionen des ungarischen Dowland Bálint Bakfark (1507-1576) und des Barden Sebestyén Tinódi (ca. 1505-1556).
“Der Titel Contrafacta weist auf eine nicht so sehr in der Musik, sondern eher in der Literatur des Mittelalters und der Renaissance gebrauchte Bezeichnung … Der erste Satz ergänzt die zwei Takte der von Fülöp Pominóczky im Jahre 1520 aufgezeichneten Melodie Bátya, bátya um zwei weitere und baut darauf Varianten nach dem Muster der zeitgenössischen Basse danse. Der zweite Satz ist eine Bearbeitung des Stücks Non dite mai von Bálint Bakfark. Im dritten Satz sind zwei Stücke mit ihren Doubles oder Variationen zusammengestellt. Das erste Stück stammt aus Chilesottis Veröffentlichung, das zweite aus der mit 1571 datierten Sammlung von Phalèse. Der vierte Satz bildet ein Ron- deau um Tinódis Saltarello-Melodie. Die erste Episode ist eine Springtanz-Variante des Ungarischen Tantzes aus Heckels Lautenbuch (1562), die zweite eine Variante der Phalèse-Melodie aus dem dritten Satz. Das Intermezzo ist der mit der überlieferten Volksvariante verglichene, etwas modifizierte Satz der Geschichte von Eleasar und Antiochus aus dem Holgreff Melodiarium (1546). Der Heiduckentanz ist, ähnlich wie der vierte Satz, ein Rondeau. Das Thema, das hier in modifizierter Form erscheint, stammt aus der Dresdner Zithertabulatur (1592). “