Streichtrio | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Jean Françaix

Streichtrio

Trio für Violine, Viola und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 653

Satzbezeichnungen

1. Allegretto vivo

2. Scherzo

3. Andante

4. Rondo

Erläuterungen

Als neoklassizistisches Werk unterhaltenden Charakters schließt das Streichtrio von Jean Françaix aus dem Jahre 1933 nahtlos an die Wiener Werke zu Beginn unseres Programms an. Der im vergangenen Jahr verstorbene französische Komponist bekannte sich zeitlebens zur Tradition der Klassik und zu einer “Musique pour faire plaisir”. Dabei hatte er das Glück, schon als 20jähriger 1932 vom Mainzer Musikverlag Schott “unter seine Fittiche” genommen zu werden, wie er selbst sagte. “Ich konnte, dank ihm, ohne Rast komponieren – zum Vergnügen der einen, zum Mißvergnügen der anderen. Man hat mir den Stempel ‘leichtfertiger Komponist’ aufgedrückt, während ich doch jede Note streng überwache, die aus meiner Feder kommt.”

Françaix wurde 1912 in Le Mans geboren. “Meine Eltern – und ganz besonders meine Mutter, ein wahrer Diktator am Klavier – führten mich mit sanfter Gewalt in das Reglement dieses ehrenwerten Instruments ein, auf dem ich 1930 am Pariser Konservatorium einen 1. Preis in der Klasse von Isidor Philippe errang. In dieser Zeit versuchte Nadia Boulanger vergeblich, mir Harmonie und Kontrapunkt beizubringen, erreichte aber bei mir ein Gespür für Form – was heute kaum mehr zählt.”

Eben dieses Formverständnis verrät auch das Streichtrio, das Françaix in seiner Studienzeit bei Boulanger für das Pasquier Trio komponierte, und das von diesem über tausendmal (!) in Konzerten gespielt wurde. Die Rahmensätze – ein Allegretto vivo und ein veritables Rondo – weisen motorisch-tänzerische Züge auf und bestechen durch Eleganz der Faktur. Die Binnensätze sind den subtileren Klangwirkungen vorbehalten: das Scherzo dem Pizzicato, das Andante dem con sordino. Stilistisch läßt sich über dieses Werk ähnliches sagen wie über das ein Jahr zuvor komponierte Concertino für Klavier und Kammerensemble: “ein Meisterwerk, dessen scheinbare Einfachheit von vollkommener Beherrschung der Kunst zeugt. Die Themen sind deutlich charakterisiert und spontan; die sehr eigene Harmonik ist äußerst subtil und die Instrumentierung von großer Transparenz… Zugleich witzig und tief empfunden, zeichnet sich das Werk durch eine ganz eigene Poesie aus.” (A. Hoérée)

2005
JEAN FRANÇAIX
Streichtrio (1933)

Aus dem Wien der 1790er Jahre führt uns das Mittelstück des Programms ins Paris der 1930er Jahre, in die Zeit des blühenden Neoklassizismus, der in Formen und Stil an die Musik der Wiener Klassik anknüpfte. Auch Jean Françaix bekannte sich im Sinne der Zeit zur Tradition der Klassik und zu einer “Musique pour faire plaisir”. Dabei hatte er das Glück, schon als 20jähriger 1932 vom Mainzer Musikverlag Schott “unter seine Fittiche” genommen zu werden, wie er selbst sagte. “Ich konnte, dank ihm, ohne Rast komponieren – zum Vergnügen der einen, zum Mißvergnügen der anderen. Man hat mir den Stempel ‘leichtfertiger Komponist’ aufgedrückt, während ich doch jede Note streng überwache, die aus meiner Feder kommt.”

Françaix wurde 1912 in Le Mans geboren. “Meine Eltern – und ganz besonders meine Mutter, ein wahrer Diktator am Klavier – führten mich mit sanfter Gewalt in das Reglement dieses ehrenwerten Instruments ein, auf dem ich 1930 am Pariser Konservatorium einen 1. Preis in der Klasse von Isidor Philippe errang. In dieser Zeit versuchte Nadia Boulanger vergeblich, mir Harmonie und Kontrapunkt beizubringen, erreichte aber bei mir ein Gespür für Form – was heute kaum mehr zählt.”

Eben dieses Formverständnis verrät auch das Streichtrio, das Françaix in seiner Studienzeit bei Nadia Boulanger für das Pasquier Trio komponiert hat. Es wurde von diesem Ensemble mehr als tausend Mal (!) in Konzerten gespielt und gilt bis heute als das klangschönste und effektvollste Streichtrio des 20. Jahrhunderts.

Die Rahmensätze – ein Allegretto vivo und ein veritables Rondo – weisen motorisch-tänzerische Züge auf und bestechen durch Eleganz der Faktur. Die Binnensätze sind den subtileren Klangwirkungen vorbehalten: das Scherzo dem Pizzicato, das Andante dem con sordino, der zauberhaften der gedämpften Streichersaiten.

Stilistisch lässt sich über dieses Werk ähnliches sagen wie über das ein Jahr zuvor komponierte Concertino für Klavier und Kammerensemble: “ein Meisterwerk, dessen scheinbare Einfachheit von vollkommener Beherrschung der Kunst zeugt. Die Themen sind deutlich charakterisiert und spontan; die sehr eigene Harmonik ist äußerst subtil und die Instrumentierung von großer Transparenz… Zugleich witzig und tief empfunden, zeichnet sich das Werk durch eine ganz eigene Poesie aus.” (A. Hoérée)