Violinsonate | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Michael Gielen

Violinsonate

Sonate für Violine und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 683

Satzbezeichnungen

1. Allegro ma non tanto

2. Largo

3. Lento (Thema mit 4 Variationen)

Erläuterungen

Zu der Violinsonate des österreichischen Dirigenten Michael Gielen hat Oswald Sallaberger selbst eine Einführung verfaßt:
“Die dreisätzige Sonate für Violine und Klavier von Michael Gielen entstand als erstes gültiges Werk des Komponisten im Jahre 1946, als er in der Emigration in Buenos Aires lebte und dort als Pianist und Korrepetitor tätig war. Sie ist seinem Onkel, dem berühmten Pianisten und Schönberg-Schüler Eduard Steuermann gewidmet.
Der Komponist findet zu einem freien kompositorischen Stil, basierend auf den Möglichkeiten, wie sie bis zum Entstehungsjahr gegeben waren. So sind im freitonalen ersten Satz im Klavierpart Zitate aus der Klaviersonate op. 1 von Alban Berg und der sogenannte Skrjabin-Akkord eingebaut, beides Komponisten ‘am Rande der Tonalität’. Sonst ist dieses Allegro ma non tanto an die Sonatenhauptsatzform (also dreiteilig) angelehnt.
An eine Reihenform mit teilweise extrem kontrastierenden rhythmischen Elementen erinnert der zweite Satz, Largo. Am Ende wird wieder die Berg-Sonate op. 1 in der Violinstimme zitiert.
Beim dritten Satz schließlich geht der Komponist den konsequenten Weg der musikalischen Sprache weiter. Das Thema mit Variationen, ohne Pause dem zweiten Satz folgend, basiert auf einer Zwölftonreihe. Die Variationen könnte man als “Charaktervariationen” bezeichnen: die erste ist “immer sehr ruhig” überschrieben; als Gegensatz dazu eine Art Scherzo als 2. Variation; die 3. hat sehr freien, breiten Rhapsodie-Charakter: zuerst wechseln sich Klavier und Violine taktweise mitwuchtigen Akkordschlägen ab, ehe die Instrumente zu einem molto espressivo-Ausbruch kommen – gleichsam als Höhepunkt des ganzen Satzes. Ein Ruhepol schließlich ist die 4. Variation: Adagio ma non tanto. Dieser letzte Abschnitt wird umklammert von einer zwölftönigen Passacaglia – zu Beginn der Variation im tiefen Register des Klaviers, am Ende in der sehr hohen Lage der Geige.” (Oswald Sallaberger)