Serenata Es-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Michail Glinka

Serenata Es-Dur

Serenata Es-Dur für Harfe, Klavier, Horn, Fagott, Viola, Violoncello und Kontrabass, über Themen der Oper „Anna Bolena“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 697

Satzbezeichnungen

1. Introduzione. Largo

2. Cantabile assai

3.Moderato

4. Larghetto

5. Presto

6. Andante cantabile

7. Finale. Allegro moderato

Erläuterungen

Die Kammermusik Michail Glinkas, des Vaters der russischen Musik, besteht keineswegs nur aus „jugendlichen Versuchen“, wie César Cui meinte, sondern umfasst auch eine Gruppe von reifen Werken, die während seines fast dreijährigen Italien-Aufenthaltes 1830-1833 entstanden: zwei Divertissements über Opernthemen, das Trio Pathétique und das Klaviersextett.

Im April 1830 war Glinka in Begleitung des Tenors Iwanow nach Italien aufgebrochen und hatte schon in deutschen Hotels mit dem Singen von Ensembles aus Webers Freischütz für Furore gesorgt. Diese Begeisterung für die Oper setzte sich in Italien fort, wo er Mailand zum Wohnort wählte. Fast täglich besuchte er dort die Opernaufführungen in der Scala, so auch am 26. Dezember 1830 die Uraufführung von Donizettis Anna Bolena. Da Glinka gleichzeitig Zugang zu den gehobenen Kreisen der Mailänder Musikfreunde fand, wurde die Idee einer Serenade über Themen aus dieser Oper geboren.

Glinka schrieb sie für die beiden Harfe und Klavier spielenden Töchter des Anwalts Branca (des Urhebers der Fernet-Branca-Dynastie), woraus sich die merkwürdige Besetzung mit Klavier, Harfe und Ensemble erklärt. Für die Uraufführung hatte man, wie Glinka in seinen Memoiren berichtet, die Terrasse des Hauses Branca vorgesehen, ohne aber die Akustik dieser Lokalität zu prüfen. Die Folgen waren verheerend: „Bei der Uraufführung verstreuten sich die Klänge in alle Himmelrichtungen, so dass weder die Spieler noch die Hörer etwas von den anderen oder von sich selbst hören konnten.“ Trotz dieses Fiaskos wurde die Serenade ein Riesenerfolg, nachdem sie der Verlag Ricordi im Druck herausgegeben hatte. Glinka musste 1832 ein zweites Divertissement nachschieben, diesmal über La Somnambula seines Freundes Bellini.

Die sieben Sätze der Donizetti-Serenade gehen nahtlos ineinander über. Nach einer langsamen Einleitung (Largo) erklingt zunächst Annas Arie aus dem ersten Akt (Cantabile assai), dann ein Thema mit zwei Variationen (Moderato). Das Terzett im zweiten Akt bildet das Material des Larghetto, auf das ein Presto über die Arie König Heinrichs folgt. Ein Andante cantabile der Anna bereitet das Finale vor (Allegro moderato), in dem alle früheren Themen wieder aufgegriffen werden. Am Ende steht die Abschiedsarie der Primadonna.