Streichquartett A-Dur, op. 9,6; Hob. III: 24 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Haydn

Streichquartett A-Dur, op. 9,6; Hob. III: 24

Quartett A-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 9,6; Hob. III: 24

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 823

Satzbezeichnungen

1. Presto

2. Menuetto – Trio

3. Adagio

4. Allegro

Erläuterungen

Joseph Haydn
Quartett A-Dur, op. 9.2

Nach den frühen Quartetten des Op. 1 ließ Haydn in großen Abständen drei Sechserzyklen von Quartetten erscheinen: Opus 9, 17 und 20. Das A-Dur-Quartett Opus 9 macht deutlich, warum der Meister mit eben dieser Serie sein Quartettschaffen offiziell beginnen lassen wollte.

Jeder der vier Sätze im A-Dur-Quartett hat schon seine ausgeprägte Physiognomie. Der Kopfsatz spielt mit dem Klischee der „Caccia“, des Jagdstücks. Wie der Kopfsatz von Mozarts „Jagdquartett“ steht er im 6/8-Takt, ahmt im Streicherklang Hornsignale und den punktierten Rhythmen eines Galopps nach. Die penetrante Tonwiederholung, mit der der Satz beginnt, bringt freilich frischen Wind ins Jagd-Klischee. Widerborstige Rhythmen, seltsam verschränkte Imitationen und urplötzliche virtuose „Sprints“ der ersten Violine lassen den Satz nie zur Ruhe kommen, außer in den beiden naiven Melodien der Schlussgruppe.

Das Menuett ist ein „Menuetto galante“ im empfindsam-singenden Stil, dem ein zögerliches Trio in Moll gegenübertritt. Die abgerissenen Phrasen und „sprechenden“ Pausen dieses melancholischen Intermezzos erinnern daran, wie sehr sich Haydn um 1770 der empfindsamen Musik Carl Philipp Emanuel Bachs annäherte.

Das Adagio in E-Dur benutzt den Duktus einer „Air pathétique“ der Opera seria zu breitem Gesang im Alla-Breve-Takt mit ausladenden Fiorituren der ersten Geige und weich schwingenden Triolen der Unterstimmen. Es erinnert sowohl an die gefühlvollen „Salve Regina“-Kompositionen des jungen Haydn als auch an die Mittelsätze seiner beiden Violinkonzerte.

Je ausgedehnter die Kopfsätze, desto kürzer das Finale: die Würze des abschließenden Presto liegt in seiner Kürze und in seiner ostentativen Geläufigkeit. Wenn sich Haydns Konzertmeister Tomasoni in den drei vorangegangen Sätzen noch vornehm zurückhielt, so ließ er im Finale seinen Bogen in nonchalantem Spiccato über die Seiten gleiten: Der Satz ist eine einzige Laufetüde für vier Spieler.