Streichquartett d-Moll, op. 42; Hob. III: 43 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Haydn

Streichquartett d-Moll, op. 42; Hob. III: 43

Quartett d-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 42; Hob. III: 43

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 848

Satzbezeichnungen

1. Andante ed Innocentemente

2. Menuet – Trio

3. Adagio e cantabile

4. Finale. Presto

Erläuterungen

Der Wiener Verleger Franz Anton Hoffmeister veröffentlichte im Jahre 1786 zwei einzelne Streichquartette der in dieser Gattung damals renommiertesten Komponisten: Joseph Haydn und Wolfgang Amadé Mozart. Ungewöhnlich und im Schaffen der beiden einmalig war der Druck zweier Opera, die jeweils nur aus einem Quartett statt der üblichen Dreier- oder Sechserzyklen bestanden. Es waren Haydns d-Moll-Quartett, op. 42, und Mozarts D-Dur-Quartett, KV 499. Man kann dahinter einerseits den Geschäftssinn Hoffmeisters erkennen, der wußte, daß sich auch Einzelstücke der beiden Komponisten verkaufen würden, andererseits einen jener musikalischen Wettstreite, wie sie die Wiener gerade im Zusammenhang mit dem “Newcomer” Mozart liebten. (Er hatte sich mit Gluck und Salieri in der Oper, mit Clementi auf dem Klavier zu messen). Der verkaufsfördernden Konkurrenz sind Mozart und sein “caro amico” Haydn freilich elegant aus dem Wege gegangen. Jeder hat sich in seinem Quartett vor dem anderen höflich verneigt: Haydn durch das an Mozart angelehnte Finale, dieser durch seinen ersten Satz; ansonsten haben beide inkommensurable Meisterstücke ihrer Kunst geschaffen.

In Haydns d-Moll-Quartett besteht diese Kunst vor allem in der Kürze. Der Haydn-Forscher Ludwig Finscher, früher Vorstandsmitglied der Villa Musica, hat von einer “geradezu angestrengt wirkenden Lakonik” gesprochen und betont, sie sei “das Ergebnis intensiver Konzentration der bis op. 33 (Haydns vorhergehendem Quartettzyklus) entwickelten Formen”. Ihnen begegnet man in Opus 42 gleichsam en miniature. Der erste Satz steht in einer monothematischen Sonatenform, in der Haupt- und Seitensatz aus einem einzigen Gedanken entwickelt sind. Da dieser Gedanke den “unschuldigen” Charakter eines volksliedhaften Marsches im Zweivierteltakt hat, gab Haydn dem Satz die Bezeichnung Andante ed Innocentemente. Ähnlich könnten auch Menuet und Trio überschrieben sein, die ihre Tanzform jeweils auf den kürzesten Nenner bringen. Das Adagio e cantabile beginnt zwar mit großem melodischem Aufschwung, reicht jedoch nur 57 Takte (im Alla breve) weit. Im Finale hat Haydn das Experiment Mozarts aus dessen G-Dur-Quartett aufgegriffen, den strengen Stil einer Doppelfuge mit dem leichten Rhythmus eines Volkstanzes zu verbinden.