Phantasiestücke, op. 88 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Robert Schumann

Phantasiestücke, op. 88

Trio für Klavier, Violine und Violoncello, op. 88, “Phantasiestücke”

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1774

Satzbezeichnungen

1. Romanze. Nicht schnell, mit innigem Ausdruck

2. Humorekse. Lebhaft

3.Duett. Langsam und mit Ausdruck

4. Finale. Im Marschtempo

Erläuterungen

Schumanns erstes Klaviertrio wird heute nicht mehr so bezeichnet; es sind die vier Phantasiestücke, die er am Ende des Kammermusikjahres zwischen dem 6. und 28. Dezember 1842 entwarf und ausarbeitete. Bis 1850 konnte er sich nicht zu ihrer Veröffentlichung entschließen, so daß sie erst nach den beiden Trios op. 63 und 80 mit der Opuszahl 88 erschienen. Die Erklärung dafür liegt in der ungewöhnlichen Anlage des Werkes, das sich von einem klassischen Trio etwa in der Weise unterscheidet wie Antonin Dvoraks Dumky-Trio . Wie dieses, so besteht auch Schumanns op. 88 aus einem Potpourri von Sätzen in einfachen Liedformen und mit Tanzcharakteren, die den Anspruch eines Sonatenzyklus nicht erfüllen. Dennoch lassen die Tonartenfolge (a, F, d, a/A) und die Bezeichnung des letzten Stückes als Finale keinen Zweifel daran aufkommen, daß Schumann das Ganze als zyklisches Trio auffaßte.
Der erste Satz ist eine Romanze in dreiteiliger Liedform. Hier schon bewahrheitet sich Schumanns Bemerkung, daß er “alles kanonisch erfinde”, indem das beherrschende Motiv des Satzes fast ständig, im Mittelteil sogar in Engführung und Umkehrung imitiert wird. Die lebhafte Humoreske wird zunächst ebenfalls von ihrem charakteristischen Anfangsmotiv bestimmt, hat jedoch einen kontrastierenden Mittelteil, der aus zwei Abschnitten besteht. Im ersten findet sich ein Lieblingsrhythmus des Komponisten aus der 1. und 4. Sinfonie wieder; im zweiten wird ein synkopisches Motiv zu energischen Dialogen zwischen Klavier und Streichern gesteigert. Das dritte Stück Duett ist eine Reminiszenz an Mendelssohns Lieder ohne Worte , in denen mehrere Duette idealer Singstimmen, im Klaviersatz verborgen, vorkommen. Schumann übertrug dieses Modell, von der Erfahrung seines Liederjahres profitierend, auf die beiden Streichinstrumente, die einen Tenor und einen Sopran zu vertreten scheinen. Das Finale ist ähnlich wie der zweite Satz gebaut. Dem Hauptteil im Marsch-Tempo folgt ein langer Mittelteil mit drei verschiedenen Themen: einem Umkehrungskanon in F-Dur, einem punktierten Thema in C-Dur und einer Tarantella in a-Moll. Darauf folgt die Wiederholung des Marsches und schließlich eine Coda in A-Dur, die sich nach und nach in ein langes Decrescendo verliert.