Drei Romanzen, op. 94 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Robert Schumann

Drei Romanzen, op. 94

Drei Romanzen für Oboe ( oder Violine oder Klarinette) und Klavier, op. 94

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1788

Satzbezeichnungen

1. Nicht schnell

2. Einfach, innig

3. Nicht shcnell

Erläuterungen

2006: Um 1849 überwog in der Kammermusik von Robert Schumann das “kleine Genre” (Wasielewski) der Romanzen und Fantasiestücke. Wegen ihres beschaulichen Charakters und ihrer schlichten Form hat man sie als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle, ja geradezu als Flucht ins häusliche Glück vor den revolutionären Wirren der Jahre 1848 und 1849 verstanden. Tatsächlich aber kamen diese Stücke dem Interesse der demokratisch bewegten Öffentlichkeit an allgemein verständlicher Kunst entgegen – “zarte, duftende Blumen, die keinen Triumphzug durch den Salon machen wollen, sondern im stillen Kreise das Gemüth erquicken werden.”

Die drei Romanzen für Oboe und Klavier überreichte Schumann seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk. Ihr Titel verweist auf die zahlreichen anderen Romanzen in seinem Schaffen, insbesondere auf den langsamen Satz der 4. Sinfonie. Die Wahl der Oboe und die Tonarten a-Moll und A-Dur unterstreichen die Nähe zu diesem Orchestersatz. Vergleichbar ist auch der balladenhafte Ton, in dem die Oboe das erste Stück beginnt. Das zweite Stück hat den Charakter eines Lieds ohne Worte in A-Dur mit drängendem Mittelteil, während das Finale mit seinen Ruf-Motiven und seinen Klavier-Arpeggi an die seinerzeit so populären Dichtungen aus dem Norden Europas (Ossian) denken lässt. Als der Verleger Simrock eine Alternativbesetzung für Klarinette vorschlug, bekannte sich Schumann emphatisch zur Wahl der Oboe: “Wenn ich originaliter für Klarinette und Klavier komponiert hätte, würde es wohl etwas ganz anderes geworden sein.”

Tatsächlich zeigen die “originaliter für Klarinette” komponierten Fantasiestücke Opus 73 einen anderen Charakter. Sie sind größer im Ton, draufgängerischer, aber auch weicher in den gesanglichen Passagen. Schumann erfand hier jene kraftvolle und kernige Manier der Klarinettenmusik, wie sie noch 30 Jahre später Brahms in seinen beiden Klarinettensonaten aufgreifen sollte. Auch der Dialog zwischen Bläser und Klavier ist klangreicher und forscher als in den Oboenstücken. Vom melancholischen ersten Stück über das freundliche zweite bis zum zerklüfteten dritten beschreiben die Stücke Fantasiebilder zwischen Melancholie und zupackender Lebensfreude.

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In seinen späten Jahren ab 1849 überwog in Schumanns Kammermusik das “kleine Genre” (Wasielewski) der Romanzen, Fantasiestücke usw. Aufgrund ihres beschaulichen Charakters wurden sie häufig als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle gewertet, die zu den revolutionären Wirren von 1849 (Dresdner Maiaufstand) in krassem Gegensatz stand. Tatsächlich waren sie jedoch nicht weniger innovativ als Schumanns frühere Werke, indem sie ein ganzes Genre von kleinen Stücken für Viola, Oboe, Klarinette oder Violoncello und Klavier bei Komponisten wie Reinecke, Bruch, Herzogenberg u. a. nach sich zogen.

Die Drei Romanzen für Hoboe mit Begleitung des Pianoforte waren – wie einst Myrthen – ein Geschenk Roberts für Clara. Zu Weihnachten 1849 überreichte er ihr “sein hunderstes Opusculum” (Litzmann), das später freilich unter der Opuszahl 94 erschien. Komponiert hatte er die Stücke in nur 5 Tagen, zwischen dem 7. und 12. Dezember 1849. Die Gattung der Romanze taucht in Schumanns Werk immer wieder auf: als Klavierstück oder Klavierzyklus (op. 28), als instrumentaler Mittelsatz (4. Symphonie) oder als Chorromanze. Durch die Wahl der Oboe und die Tonarten a-Moll/A-Dur schuf er mit Opus 94 ein kammermusikalisches Gegenstück zur Romanze aus seiner 4. Symphonie. Vergleichbar ist der balladenhafte, gleichsam erzählende Ton, in dem Oboe und Klavier das erste Stück beginnen. Das zweite hat den Charakter eines Liedes ohne Worte mit drängendem Mittelteil, während der Schlußsatz mit seinen Ruf-Motiven und seinen Klavier-Arpeggien geradewegs an Romanfiguren von Walter Scott denken läßt. Die gesangliche Führung der Oboe und die eleganten Spielmotive, die sie mit dem Klavier austauscht, machen das kurze Werk zu einem Höhepunkt der spärlichen romantischen Oboenliteratur. Als der Verleger Simrock eine Alternativbesetzung für Klarinette vorschlug, bekannte sich Schumann emphatisch zur Wahl jenes Instruments: “Wenn ich originaliter für Klarinette und Klavier komponiert hätte, würde es wohl etwas ganz anderes geworden sein.”

2001:
In seinen späten Jahren ab 1849 überwog in Schumanns Kammermusik das “kleine Genre” (Wasielewski) der Romanzen, Fantasiestücke und Idyllen. Wegen ihres durchweg beschaulichen Charakters und ihrer schlichten Formen hat man sie als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle gedeutet, ja geradezu als Flucht ins häusliche Glück vor den revolutionären Wirren von 1849 (Dresdner Maiaufstand). Tatsächlich war der späte Schumann mit diesen kurzen, drei- bis fünfteiligen Zyklen jedoch nicht weniger innovativ als mit vielen seiner früheren Werke, denn sie zogen eine Flut von solchen Stücken für Cello, Viola, Oboe, Klarinette oder Horn und Klavier bei Komponisten wie Reinecke, Bruch, Herzogenberg u.a. nach sich. In ihrem Bemühen um Schlichtheit des Ausdrucks, einen “Volkston”, der dem Interesse der demokratisch bewegten Öffentlichkeit nach allgemein verständlicher Kunst nachkam, entsprachen sie völlig dem Zeitgeist. Zugleich waren sie Abbild Schumannscher Innerlichkeit, “zarte, duftende Blumen, die keinen Triumphzug durch den Salon machen wollen, sondern im stillen Kreise das Gemüth erquicken werden.” Wesentlich für den engen Zusammenhang der vier hier gespielten Zyklen ist ihre Entstehung im Verlauf von knapp zehn Monaten, zwischen Februar und Dezember 1849.

Der intime Charakter der Drei Romanzen für Hoboe mit Begleitung des Pianoforte wird schon daran ersichtlich, dass Robert sie seiner Frau Clara zum Geschenk machte. Zu Weihnachten 1849 überreichte er ihr “sein hunderstes Opusculum” (Litzmann), das später freilich unter der Opuszahl 94 erschien. Komponiert hatte er die Stücke in nur fünf Tagen, zwischen dem 7. und 12. Dezember 1849. Die Gattung der Romanze taucht in Schumanns Werk immer wieder auf: als Klavierstück oder Klavierzyklus (op. 28), als instrumentaler Mittelsatz (4. Symphonie) oder als Chorromanze. Zeitgenossen ordneten sie dem “epischen” Genre zu und erkannten darin Schumanns Hauptleistung: “So bedeutend nun Schumann in seinen mit romantischem Zauber durchdufteten lyrischen Werken ist, so ist doch sein Gipfelpunct im Epischen zu finden…, im modern romantischen, welches in der Romanze, Ballade, Legende, Novelle … die entsprechenede Form gefunden hat.” (Neue Zeitschrift für Musiik, 1861) Vor diesem Hintergrund sollte man die Oboenromanzen nicht zu leicht veranschlagen. Der Titel verweist auf die größeren Romanzen Schumanns, insbesondere auf den langsamen Satz der 4. Sinfonie. Die Wahl der Oboe und die Tonarten a-Moll/A-Dur lassen Opus 94 als kammermusikalisches Gegenstück zu diesem Orchestersatz erscheinen.

Vergleichbar ist der balladenhafte, gleichsam erzählende Ton, in dem die Oboe das erste Stück beginnt, mit einem verträumten refrain, der sich zu einer “Introduzione in rondoartiger Form” ausweitet. Das zweite Stück hat den Charakter eines Liedes ohne Worte in A-Dur mit drängendem Mittelteil, während der Finalsatz mit seinen Ruf-Motiven und seinen Klavier-Arpeggien Abschiedsstimmung aufkommen und an die seinerzeit so populären Dichtungen aus dem Norden Europas (Ossian) denken lässt. Die gesangliche Führung der Oboe und die eleganten Spielmotive, die sie mit dem Klavier teilt, machen das kurze Werk zu einem Höhepunkt der spärlichen romantischen Oboenliteratur. Als der Verleger Simrock eine Alternativbesetzung für Klarinette vorschlug, bekannte sich Schumann emphatisch zur Wahl jenes Instruments: “Wenn ich originaliter für Klarinette und Klavier komponiert hätte, würde es wohl etwas ganz anderes geworden sein.”

Tatsächlich zeigen die “originaliter für Klarinette” komponierten Phantasiestücke, op. 73, einen anderen Charakter. Sie sind größer im Ton, draufgängerischer, aber auch weicher in den gesanglichen Passagen. Schumann erfand hier jene gesangliche, dabei kraftvolle und kernige Manier der Klarinettenmusik, wie sie noch 30 Jahre später Brahms in seinen beiden Klarinettensonaten aufgreifen sollte. Auch der Dialog zwischen Klarinette und Klavier ist klangreicher und dramatischer als in den Oboenstücken.