Quartett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Gioacchino Rossini

Quartett

Quartett Nr. 4 für Saxophonquartett

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2637

Satzbezeichnungen

1. Allegro vivace

2. Andante

3. Rondo. Allegretto

Erläuterungen

Bei den sechs Bläserquartetten, die unter dem Namen Rossinis fester Bestandteil des Kammermusik-Repertoires wurden, handelt es sich um Bearbeitungen seiner bekannten Streichersonaten. Der Schritt von diesen etablierten Arrangements für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott zu einer Fassung für Saxophonquartett ist nur klein und gemessen an der Bearbeitungspraxis von Rossinis eigener Epoche durchaus zu rechtfertigen.

Jene “sechs schrecklichen Sonaten”, wie Rossini selbst sie nannte, komponierte er auf dem Landgut seines Freundes Triossi nahe Ravenna, “als ich noch im kindlichsten Alter war und so gut wie keinen Unterricht genossen hatte; das Ganze komponiert in drei Tagen und aufgeführt von meinem Mäzen Triossi, seinem Vetter Morini und dem Bruder des letzteren, die wie Hunde spielten, sowie mir selbst als zweitem Geiger, der ich mich bei Gott am wenigsten wie ein Hund aufführte.”

Diese in die Sommerfrische des Jahres 1804 datierte Geschichte klingt zu schön, um wahr zu sein. Sie ist das Ergebnis einer nachträglichen Manipulation seites des Operngrande Rossini, der an seiner eigenen Heiligenlegende strickte. “Sechs schreckliche Sonaten” ist ein “fishing for compliments”, zu dem man einem angeblich 12jährigen gegenüber nur zu gerne bereit ist. In Wirklichkeit wurden die Sonaten – so, wie sie Alfredo Casella erst 1954 wiederentdeckte – von Rossini später revidiert. Ohnehin war der Maestro mindestens 15, als er sie schrieb, und hatte, wenn schon nicht Unterricht, so doch das autodidaktische Studium der Werke Mozarts und Haydns genossen.

Interessant ist Rossinis Hinweis auf die originale Besetzung: Die Sonaten wurden solistisch ausgeführt, wobei die Besetzung mit zwei Violinen, Cello und Kontrabaß an die Tradition des Divertimento anknüpft, aber auch von der Instrumentenkonstellation des Laienquartetts in Triossi diktiert wurde. Die sechs Stücke sind denn auch eher Divertimenti als klassische Sonaten, obwohl sie die für die Sonate üblichen Formen gebrauchen. Die konzertant-virtuose Behandlung aller vier Instrumente ist ein Merkmal des Divertimentos, ebenso die unbeschwerte melodische Grazie der ersten Sätze und die volkstümlich-virtuose Manier der Finali.